Wolfshund biss Baby in den Kopf

Wolfshund biss Baby in den Kopf
Dramatische Szenen in der Steiermark im Haus eines erfahrenen Schlittenhundehalters: Eines seiner Tiere verletzte seine Enkelin schwer.

Tief betroffen sitzen Maria und Ernst Stauber am Küchentisch und zeigen Fotos ihres Vacipi. Das Ehepaar kann nicht fassen, warum der bisher stets friedliche Wolfshund plötzlich zugebissen hat: Der Rüde hatte Mittwoch nach Baby Madeleine geschnappt und offenbar versucht, das neun Monate alte Mädchen am Kopf aus seinem Kindersitz zu ziehen.

Madeleine geht es laut Professor Wolfgang Linhart „den Umständen entsprechend gut“. Der Hund habe das Kind an den Schläfen erwischt, durch den Druck habe es einen Schädelbruch. Madeleine wurde auf der Intensivstation der Grazer Kinderchirurgie in künstlichen Tiefschlaf versetzt. Bis zu zwei Wochen lang dürfte das Baby im Krankenhaus bleiben. Doch die Chancen der Kleinen stünden sehr gut, vollkommen gesund zu werden, betont der Mediziner.

Die Familie grübelt, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Die Steirer sind seit Jahrzehnten erfahrene Hundehalter, der 65-Jährige gilt in der Szene der Schlittenhundefahrer als „Urgestein“: Stauber ist mehrfacher Welt- und Europameister, seine Frau und er sind seit rund 25 Jahren in diesem Sport hoch aktiv.

Keine Zwischenfälle

Noch nie habe es einen Zwischenfall mit ihren Tieren gegeben, beteuern die beiden. Das bestätigt auch die Polizei. „Wir haben oft Kinder bei uns im Haus, nie hat es etwas gegeben“, beteuert die sichtlich schockierte Großmutter. Mittwoch war die Tochter des Paares bei den Eltern zu Besuch. Oma Maria schildert, sie sei mit dem Baby im Kinderwagen spazieren gegangen.

Als sie wieder heim kam, habe Madeleine fest geschlafen. Um die Kleine nicht zu stören, habe sie den Wagen samt Babyschale in einem Nebenraum abgestellt, während sich die Familie im Wohnzimmer befand. „In Hörweite“, wie die Großeltern betonen. Rüde Vacipi muss dann aus dem Wohnraum in das Zimmer nebenan geschlichen sein. Plötzlich habe man Winsellaute gehört und gleichzeitig auch Schreie des Babys: Madeleine war festgeschnallt im Kindersitz, ihr Kopf war voll Blut, die Babyschale blutverschmiert. Daneben lag Vacipi.

Hund wird untersucht

Großeltern und Mutter leisteten Erste Hilfe, bis der Notarzt eintraf. Das Baby wurde in die Kinderchirurgie eingeliefert. Der Wolfshund wird demnächst vom Amtstierarzt auf mögliche Erkrankungen untersucht, danach entscheidet die Behörde, was mit Vacipi geschehen soll. Warum das Tier zugeschnappt hat, ist unklar. Fremd war ihm das Baby jedenfalls nicht, auch an Kinder ist das Tier gewöhnt.

Doppelt tragisch für die Familie: Gegen Hundehalter und Großvater Stauber wird von Amts wegen ein Verfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung eingeleitet. Österreichweit werden pro Jahr übrigens rund 6000 Menschen im Umgang mit Hunden verletzt, 20 Prozent von ihnen sind Kinder und Jugendliche im Alter unter 15 Jahren. Auffallend dabei: Laut Studie des Österreichischen Hundehalterverbandes stammen 80 Prozent der gemeldeten Hundebisse von Tieren aus dem Familien- oder Bekanntenkreis des Opfers.

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