"Weisser Ring" meldet bereits 700 Betroffene

Seit den Berichten über die Missbrauchsfälle im ehemaligen Kinderheim Schloss Wilhelminenberg melden sich immer mehr Menschen bei der Opferschutzorganisation Weisser Ring. Die Zahl der Betroffenen ist mittlerweile auf 700 gestiegen. Viele von ihnen waren in mehreren Heimen der Stadt
Wien untergebracht. Aus welchen Einrichtungen die meisten Vorfälle gemeldet wurden, könne man noch nicht sagen; Ergebnisse einer Heimanalyse liegen derzeit noch nicht vor. "Das wird noch etwas dauern", heißt es dazu beim Weissen Ring.
Auch die Stadt Wien hat auf die steigenden Opferzahlen reagiert. Die Meldefrist, die eigentlich mit 31. Oktober enden sollte, wird aufgehoben; Betroffene können sich auch weiterhin bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft sowie beim Weissen Ring melden.
Eine staatliche Anlaufstelle für alle Opfer von Gewalt und sexuellem Missbrauch fordert nun, wie berichtet, die Vorsitzende der kirchlichen Missbrauchskommission, Waltraud Klasnic. Von Seiten der Politik wird dieser Vorschlag begrüßt. Staatssekretär Josef Ostermayer schlug die Volksanwaltschaft als Anlaufstelle vor. In den nächsten zwei Wochen soll eine Lösung mit den Ländern und diversen Opferschutz-Organisationen gefunden werden.
Während sich in Wien immer mehr Opfer melden, gibt es im Westen des Landes kaum Neues zu berichten. In Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Tirol haben die Missbrauchsfälle in Wien nicht zu einem Anstieg der Opfermeldungen geführt. Einzig die Stadt Innsbruck verzeichnete in den letzten Tagen fünf neue Opfer.
Weitere Opfer
In Kärnten haben die Vorwürfe um das Kinderheim Schloss Wilhelminenberg laut Christine Gaschler-Andreasch von der Sozialabteilung des Landes den Fall
Wurst "wieder hochkommen lassen" (Primarius Franz Wurst hat in seiner Funktion als Arzt mehrere Kinder missbraucht und stiftete seinen Patensohn zum Mord an seiner Frau an. Er wurde 2003 im Alter von 83 Jahren zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt. Wurst ist 2008 gestorben) . Allein in der Vorwoche wurden diesbezüglich drei Missbrauchsfälle gemeldet, sagt Gaschler-Andreasch.
In Niederösterreich sind laut Otto Huber, Vorsitzender der Opferschutzkommission, bisher sieben Heime betroffen, darunter auch das Jugendheim Allentsteig. Zuletzt gab es in Niederösterreich fünf neue Meldungen bei der Opferschutzkommission. Huber rechnet mit einem weiteren Anstieg.
In der Steiermark hat es jüngst das Landesheim Hartberg in die Schlagzeilen geschafft. Von bisher 39 beim Gewaltschutzzentrum gemeldeten Fällen betreffen zwölf ehemalige Zöglinge aus Hartberg.
Aus dem Burgenland sind bisher keine Fälle bekannt.
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