Wegen säumiger Studenten droht das Chaos

Viele Menschen stehen an einem Schalter in einer hellen Halle an, um sich anzumelden.
Am 5. September endet die Meldefrist für 71.000 Studienanfänger. Viele Unis haben aber erst ein Drittel der Anmeldungen.

Ob Wien, Graz, Salzburg, Innsbruck, Linz oder Klagenfurt: An den Universitäten wundern sich die Professoren, wo ihre Studienanfänger bleiben. Ein Fünftel bis maximal die Hälfte der erwarteten Inskriptionen ist eingelangt zweieinhalb Wochen vor Ablauf der Einschreibung.

"Vielleicht ist noch nicht in allen Köpfen drinnen, dass es da eine neue Frist gibt", überlegt Erich Müller, Vizerektor der Uni Salzburg. Erstmals wurden mit dem kommenden Wintersemester die Rahmenbedingungen geändert: Statt, wie seit Jahrzehnten üblich, erst im September mit der Einschreibung zu starten, endet die Anmeldefrist heuer bereits am 5. September.

Wer sich bis dahin nicht an seiner Uni anmeldet, der hat verloren. Denn es wurde auch die allgemeine Nachfrist abgeschafft, die bis Ende November galt, und die den Rektoraten eine exakte Planung nahezu unmöglich gemacht hatte.

Unplanbar

Nachdem das System der unverbindlichen Voranmeldung von Studienwilligen im Vorjahr nicht funktioniert hatte, wurde der neue Modus gewählt. Doch das scheint nicht allen Studenten bekannt zu sein. "Man hat zwar versucht, viel Information zu geben, über die Schulen, über das Ministerium, die Unis. Aber alles, was neu ist, ist nicht zu 100 Prozent umsetzbar", glaubt Vizerektor Müller. "Ich vermute, dass wir nach dem 5. September noch eine Reihe von Anträgen bekommen werden."

Derzeit hält die Uni Salzburg nur bei einem Drittel der erwarteten 2500 bis 2700 Anfänger. An der Universität Innsbruck sind etwa 1800 von erwarteten 4400 Neuanmeldungen eingegangen.

Vergleichbar ist die Situation an der Karl-Franzens-Universität in Graz. Rund 2400 Erstzulassungen scheinen auf, erwartet wird mindestens die doppelte Anzahl.

"Uns kommt das seltsam vor, dass das so wenige sind", betont Vizerektor Martin Polaschek. "Entweder sie lassen sich alle Zeit oder sie haben es vergessen." Möglicherweise sei auch die Einschreibung während der Ferienzeit schuld daran. Die Johannes Kepler Universität Linz kann zwei Wochen vor Fristende lediglich 810 Neuzulassungen verbuchen, im Jahr davor wurden schlussendlich 2900 Plätze vergeben.

Studiumspläne

An der Wirtschaftsuni Wien liegen die Zulassungszahlen ebenfalls unter den Werten des Vorjahres. "Wir hoffen, dass dieser Effekt nicht damit zusammenhängt, dass viele Interessierte erst nach dem 5. September draufkommen, dass sie eigentlich ein Studium beginnen wollen", sagt Vizerektorin Edith Littich. Üblicherweise hat die WU jedes Jahr 3350 Anfänger für Bachelor-Studien.

Kein Vorjahresniveau

Extrem niedrig sind die Zahlen an der Uni Klagenfurt: 243 Neuzulassungen gab es bisher im Vorjahr waren es 1226. "Es hat den Anschein, als ob die Zahl der Neuzulassungen keinesfalls das Vorjahresniveau erreichen kann", rechnet Annegret Landes von der Kommunikationsstelle vor. "Es ist zu erwarten, dass bei Weitem nicht alle über die Deadline informiert sind."

Unter der Internetadresse www.studienbeginn.at gibt es einen Überblick über alle Zulassungsfristen.

Nur die begründete Entschuldigung zählt
Rund 71.000 Studienanfänger gibt es pro Jahr in Österreich, insgesamt sind rund 350.000 Personen an den Universitäten eingeschrieben.

Die Anmeldefrist bis 5. September gilt für alle jene, die neu beginnen wollen oder ein altes Studium nach einer Unterbrechung wieder aufnehmen.

Wer bereits inskribiert ist und sich mitten im Studium befindet, muss sich keine Sorgen machen. Denn hier dauern die Rückmeldefristen noch bis November. Das gilt auch für Leute, die nach dem Abschluss des Bachelors mit dem Masterstudium beginnen.

Nach dem 5. September können Anfänger nur noch mit einer begründeten Entschuldigung inskribiert werden. Unter anderem gilt das bei Auslandsaufenthalten. Wer noch den Präsenz- oder Zivildienst leisten muss, fällt auch nicht darunter. Ein späterer Matura-Termin zählt auch. Ansonsten heißt es: Warten auf das Sommersemester für einen Quereinstieg ins Studium.

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