"Was Schüller will, gibt es längst"

"Was Schüller will, gibt es längst"
Katholik Ewald Stadler vom BZÖ zieht Bilanz über die FPÖ, Homosexualität und die Krise der Kirche.

BZÖ-Veteran Ewald Stadler wechselt diesen Herbst vom Nationalrat in Wien nach Brüssel. Das EU-Parlament wird von 736 auf 754 Sitze vergrößert, zwei der Zusatz-Mandate erhält Österreich. Die SPÖ entsendet den Volkshilfe-Chef Josef Weidenholzer, das BZÖ den stramm konservativen Katholiken Stadler. Im KURIER-Interview zieht er vorab Bilanz - über die FPÖ, Homosexualität und die Krise der Kirche.

KURIER: Sie nennen sich "wehrhafter Christ". Was sagen Sie zur Kirchenkritik von Ex-Generalvikar Helmut Schüller?
Ewald Stadler:
Was er will, das gibt es seit Mitte des 16. Jahrhunderts im Augsburger Bekenntnis und seither in weiteren zahlreichen Sekten. Er will eine andere Kirche; die kann er haben, aber außerhalb der römischen Kirchen. Dort kann ja auch seine Unterstützerin Christine Mayr-Lumetzberger gleich Päpstin werden (Die Lehrerin setzt sich für das Frauen-Priestertum ein, Anm.) .

Ein Reizthema war für Sie immer Homosexualität. Wie geht es Ihnen in der eigenen Partei mit Leuten, die schwul sind?
Ich habe heute einen unbefangeneren Umgang damit. Ich habe Menschen kennengelernt, die ich unglaublich schätze, die zu ihrer homosexuellen Veranlagung stehen. Aber ich will keine Namen nennen. Dies wäre unfair.

Wenn Sie im Herbst nach Brüssel gehen, verliert mit Ihnen das BZÖ einen scharfen Redner in Wien. Sie gelten nicht gerade als Freund der EU. Gehen Sie nur, weil das Mandat an die FPK fiele, wenn sie verzichten?

Ja, das ist mein Hauptmotiv. Es wäre Wählerverrat. Wenn unsere Wähler den Mölzer und seine Truppe gewollt hätten, dann hätten sie auch anders gewählt. Sie wollten aber einen Vertreter.

Sie werden mit FPÖ-Mandatar Andreas Mölzer kein Austro-Duo in Brüssel bilden?
Er wäre kein Partner. Ich verhandle mit einer Fraktion. Ich sage noch nicht mit welcher, aber es ist keine Narrensaum-Fraktion, sondern eine, der ich mich inhaltlich nahe fühle.

Was sagen Sie zum FPÖ-Ausschluss von Werner Königshofer? Er hat nach dem Massaker von Oslo aufgefordert, über die Abtreibungen in Europa nachzudenken ...

Ich kommentiere FPÖ-Interna nicht mehr. Aber der Vergleich ist unglücklich. Das sage ich als einer, der Abtreibungen aus religiöser Überzeugung ablehnt. Das eine ist entsetzlich, das andere auch, auf einer anderen Ebene.

Als Anwalt verteidigen Sie wegen Stalkings verurteilte Abtreibungsgegner. Darunter Mitglieder von Human Life International, deren Chef Dietmar Fischer will ein "Baby-Holocaustmuseum".
Herr Fischer hat mit Oslo weder direkt, indirekt, noch kommentativ etwas zu tun.

Der Vergleich Oslo/Abtreibung ist nicht okay, der Vergleich zwischen Holocaust und Abtreibung schon?
Er meint das provokativ. Das ist seine Sache, ich richte Klienten sicher nicht über die Medien aus, ob sie etwas richtig oder falsch machen.

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