Von der Politbühne in den Gerichtssaal

Der scheidende Premier Silvio Berlusconi wird als der Politiker mit den meisten Prozessen in die Geschichte eingehen.

2500-mal stand Berlusconi laut eigenen Angaben bisher vor Gericht. 250 Millionen Euro hat er in Anwaltskosten investiert. Seit seinem Quereinstieg in die Politik im Herbst 1993 hatte die Justiz ein Auge auf den Medientycoon geworfen. Beobachter wie der Berlusconi-kritische Publizist Marco Travaglio sind überzeugt: Der einzige Grund, warum der Unternehmer in die Politik einstieg und mit aller Kraft daran festhielt, war seine Flucht vor der Justiz.

Damit scheint es nun vorbei zu sein. Denn ohne den Schutz des Regierungsamtes wird es für Berlusconi eng. Die Zeit reichte nicht mehr, um im Parlament seine Justizreform durchzubringen, die unter anderem die Verjährungsfristen für Verfahren verkürzt hätte. Drei Prozesse laufen gegen Berlusconi. Zudem dürften Antimafia-Ermittlungen in puncto Geldwäsche bevorstehen.

"Ruby"-Prozess
Bereits am 23. November wird in Mailand der "Ruby"-Prozess, der für besonderes mediales Aufsehen sorgt, fortgesetzt. Dabei muss sich Berlusconi wegen Amtsmissbrauchs und Sex mit dem damals minderjährigen Mädchen Ruby in einem Schnellverfahren verantworten. Er versuchte, seine Macht damals dazu zu nützen, um in einem nächtlichen Anruf die angeblich wegen Diebstahls angehaltene 17-Jährige aus dem Polizeigewahrsam freizubekommen. Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen kann in Italien bis zu drei Jahre Gefängnis bedeuten.

Mills-Prozess
Am 28. November wird der Prozess wegen Bestechung seines Ex-Anwaltes David Mills fortgesetzt. Die Mailänder Staatsanwaltschaft wirft dem "Cavaliere" vor, dem britischen Anwalt David Mills rund 450.000 Euro für Falschaussagen in Prozessen gegen sein Medienunternehmen Mediaset bezahlt zu haben. Die Vorwürfe gegen Mills wurden mittlerweile wegen Verjährung fallen gelassen.

Mediaset-Prozess

Gegen Berlusconi läuft noch ein drittes Gerichtsverfahren in einer Steueraffäre um seinen Medienkonzern Mediaset . In dem Verfahren geht es um den Verdacht auf Betrug und Unterschlagung beim Kauf von Filmrechten für seinen Medienkonzern in den 1990er-Jahren. Berlusconi und rund einem Dutzend Mitangeklagten werden unter anderem Bilanzfälschung und Steuerbetrug vorgeworfen.

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