Urlaub: Mehr als 1000 Einbrüche pro Monat

Einbrecher nutzen oft Zeichen, um einen Einbruch zu planen.
In den Ferien haben Einbrecher wieder Hochsaison. Gefährdet sind die verwaisten Häuser und Wohnungen der Urlauber.

Einbrecher machen keinen Urlaub. Im Gegenteil: Sie nutzen die Urlaubssaison für ihre Beutezüge. Laut Kriminalstatistik schlagen die organisierten Banden nicht nur im Winter (Dämmerungseinbrüche) zu. Auch in den Ferienmonaten gibt es deutlich mehr Einbrüche in Häuser und Wohnungen. Besonders im Juli werden die Täter wieder mehr als 1000 Mal in ganz Österreich zuschlagen, was merkbar über dem Monatsschnitt liegt.

Sorgloser Umgang

Obwohl die Einbrüche in Österreich zuletzt leicht rückläufig waren (siehe hier), warnt die Kriminalpolizei Haus- und Wohnungsbesitzer vor zu sorglosem Umgang vor der Abreise in den Urlaub.

Es gibt zwei Hauptsaisonen für die Einbrecherbanden. Eine geht vom November bis zum Jänner. Aufgrund der frühen Dunkelheit werden die Täter nicht gesehen – sehen aber auf den ersten Blick, ob im Einfamilienhaus oder in einer Wohnung jemand zu Hause ist. Mit Beginn der Sommerferien geraten dann die Urlauber ins Visier. Überfüllte Briefkästen und geschlossene Rolläden deuten auf eine längere Abwesenheit der Bewohner hin. Das bedingt aber eine intensive Aufklärungstätigkeit durch Späher und Spione, die durch die Straßen geschickt werden.

Es gibt auch Sonderfälle – etwa ein Flughafentaxler, der ausspioniert wurde. Am einfachsten für das Ausspähen der Opfer erweisen sich aber zunehmend die diversen Social Networks, wie Twitter oder Facebook .

Durch private Fotos, die arglos auf Facebook gestellt werden, ist für Kriminelle oft schon erkennbar, ob in der Wohnung etwas zu holen ist. Und wenn der Wohnungsbesitzer auch noch mitteilt, dass er die nächsten drei Wochen in der Karibik verbringt, gilt das für manche Wohnungsknacker schon als Einladung.

Dabei müssen sich die Täter gar nicht die Mühe machen, die endlose Liste von Einzelpersonen auf Facebook zu durchforsten. Inzwischen gibt es schon eine eigene Internetseite, die anhand von Facebook- und Twittermeldungen alle leerstehenden Häuser und Wohnungen auflistet.

Selbsthilfegruppen

Dagegen gründen sich Selbsthilfegruppen. Menschen, die durch "Tarnen und Täuschen" den Anschein erwecken, als wären sie zu Hause. Nachbarn räumen die Briefkästen aus und beobachten das Haus oder die Wohnung des Urlaubers. Auch elektronisches Hundegebell wird eingesetzt.

Die Kriminalpolizei weist darauf hin, dass sich Haus- und Wohnungsbesitzer durch einfache Vorkehrungen schützen können. Manche gibt es schon zum Null-Tarif. Hier die wesentlichsten Punkte:

Einbruchsschutz Bei Einbrüchen in Wohnungen zielen Täter meist auf die Eingangstüre ab. Bei Einfamilienhäusern sind vor allem Terrassentüren, Fenster und Kellertüren im Visier. Bei Neu- und Umbauten empfiehlt sich der Einbau von einbruchshemmenden Türen und Fenstern – auch ältere lassen sich nachrüsten.

Elektronik Alarmanlagen haben einen hohen Abschreckungswert. Und mit einer Zeitschaltuhr kann man Radio und Licht zu verschiedenen Zeiten aktivieren. Darüber sollte man die Nachbarn informieren, um Irritationen zu vermeiden.

Briefkästen Heruntergelassene Rolläden und zugezogene Vorhänge signalisieren den Tätern Abwesenheit. Außerdem sollte der Briefkasten geleert und Werbematerial beseitigt werden.

Verschwiegenheit Man sollte den Urlaub keinesfalls über Anrufbeantworter oder auf Social Networks wie Twitter oder Facebook ankündigen.

Klestil-Löffler ließ in Villa die Schlösser tauschen

Ein gelbes, zweistöckiges Gebäude mit einem schwarzen Eisenzaun davor.

Die Einbruchsserie bei Prominenten ist seit der Nacht von Samstag auf Sonntag um eine Facette reicher.

Denn in dieser Zeitspanne wurde in der Villa der jetzigen Botschafterin in Moskau und ehemaligen First Lady Margot Klestil-Löffler eingebrochen. Die Kripo bestätigt die Tat, hüllt sich aber über den Stand der Ermittlungen in Schweigen.

Zum Tatzeitpunkt befand sich Frau Klestil-Löffler in Moskau. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Einbruchs eilte sie am Sonntag nach Wien, und ließ die Schlösser des Anwesens in der Wenzgasse im Nobelbezirk Hietzing austauschen. Die Diplomatin forderte von den Behörden höchste Diskretion ein. Fest steht, dass die Erinnerungen an ihren Mann, Bundespräsident Thomas Klestil, nicht geraubt wurden. Diese befinden sich in der Botschaft in Moskau.

Der aktuelle Fall zeigt Parallelen zum Einbruch bei Ex-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky. Unbekannte plünderten im Juni ihre Wohnung in Wien-Währing. Der Schaden soll sich auf 28.000 Euro belaufen haben. Auf KURIER-Anfrage wollte auch die Ex-Ministerin keine Angaben zu dem Einbruch machen.

Ende Dezember 2011 suchten Einbrecher auch die Wohnung von Verkehrsministerin Doris Bures in Wien-Alsergrund heim. Die Täter dürften ihr Opfer vor der Tat beobachtet haben. Denn sie schlugen zu, als Bures über die Feiertage bei Bekannten urlaubte. Politische Motive werden in allen drei Fällen ausgeschlossen.

Sogar Wiens Landespolizeikommandant Karl Mahrer wurde 2009 Opfer von dreisten Einbrechern. Man nimmt an, dass die Täter gar nicht wussten, wem sie die Wohnung ausräumten.

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