Töchterle: Nein zu Nachfrist an Unis

Der KURIER-Bericht über den holprigen Uni-Start hat großes Echo hervorgerufen. Denn viele Unis haben erst ein Drittel der sonst üblichen Anmeldezahlen, obwohl der Anmeldeschluss für Studienanfänger um fast zwei Monate – von Ende Oktober auf den 5. September – vorverlegt worden ist. Wer ohne triftigen Grund diese Frist versäumt, muss ein Jahr warten.
Am Montag stattete Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle der Uni Wien einen Besuch ab, um sich vor Ort ein Bild über die Situation an den Anmeldeschaltern zu machen. In der Mittagshitze waren die Warteschlangen vor den Schaltern lang, Töchterle wurde von Uni-Wien Rektor Heinz Engl zwischen den am Boden sitzenden Studienanfängern durchgelotst. Diese beobachteten teilnahmslos die zahlreichen Fotografen, die die beiden Männer ablichteten. Der Minister wirkte bei dem Fototermin pflichtbewusst, aber enerviert.
Fristende
Alles laufe in geregelten Bahnen, erklärte Engl, an der Uni Wien haben sich bisher etwa 7000 Studienanfänger angemeldet – im Vorjahr waren es am Ende der Frist insgesamt rund 14.000. Von einem Rückgang der Studierendenzahlen geht Töchterle trotz der Besorgnis erregenden Zahlen nicht aus: "Es ist üblich, dass sich die Studenten eher gegen Ende der Frist anmelden."
Auch Engl erwartet einen Run auf die Anmeldeschalter in den letzten Tagen: Deshalb sollen die Öffnungszeiten bis zum Abend ausgeweitet werden, speziell in der letzten Anmeldewoche.
Ist die Frist zu kurz? Engl dementiert: "Wer in Oxford studieren will, muss sich im Oktober des Vorjahres anmelden, an den US-Unis ist das ähnlich." Ihm gehe es darum, dass die Hochschulen ihre Kapazitäten planen können. "Wir wussten bisher erst im November, wie viele Studenten wir im Oktober eigentlich gehabt hätten. Jetzt haben wir einen besseren Überblick, wie viele Gruppen wir für unsere Anfänger anbieten müssen. "
Bei der österreichischen Hochschülerschaft läuten angesichts der geringen Anmeldezahlen die Alarmglocken. "Da werden die schlimmsten Befürchtungen wahr, dass immer weniger junge Menschen zu studieren beginnen", befindet Angelika Gruber vom ÖH-Vorsitzteam. Das Problem sei, dass "institutionalisiertes Wissen, nämlich dass man sich bis Ende Oktober an den Unis anmelden kann", nur schwer aus den Köpfen der Studenten zu bringen sei. Die Hochschülerschaft sei bemüht, alle Studienanfänger zu informieren, dennoch appellieren sie an die Uni-Leitungen, bei versäumten Fristen Kulanz zu zeigen.
Verschlafen
Der Spielraum für die Universitäten ist aber eng: Eine Nachfrist zur Anmeldung bekommt nur, wer aus triftigen Gründen wie Präsenzdienst oder Krankenhausaufenthalt nicht persönlich bis zum 5. September den Weg an den Uni-Schalter schafft. Töchterle: "Nur der Student, der zugeben muss, dass er die Anmeldung verschlafen hat, hat keinen Entschuldigungsgrund und muss ein Jahr warten."
Nein zu Nachfrist für Studenten

KURIER: Herr Minister, viele Unis haben erst ein Drittel der sonst üblichen Anmeldungen. Befürchten Sie ein Chaos an Hochschulen?
Karlheinz Töchterle: Wir informieren laufend über die Neuregelung; bis 5. September läuft die Inskriptionsfrist. Ein Bericht auf der Seite 1 beim KURIER ist natürlich zusätzlich hilfreich, auch wenn es keinen Grund für eine negative Tönung gibt.
Überlegen Sie, die Frist für die Erstanmeldung zu verlängern?
Nein, das ist keine Option. Wir haben das gemeinsam mit der ÖH und den Rektoren festgelegt. Aber mir ist natürlich klar, dass die Information über so eine Neuregelung nicht sofort bei jedem ankommt. Aber da gibt es auch eine Holschuld der Studenten.
Hat das Ministerium ausreichend informiert?
Es gibt zwei Inseratenwellen, eine Homepage, an den Schulen wurde informiert, auch die Präsenzdiener. Und wenn ich etwa studieren will, schaue ich doch zumindest einmal auf die Homepage der angestrebten Universität.
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Hintergrund
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