Timoschenko laut westlichem Arzt krank

Kanadische und deutsche Ärzte hatten die Ex-Ministerpräsidentin der Ukraine kürzlich untersucht. Sie sitzt seit August in Haft.

Wir denken, diese Frau ist krank und hat permanent Schmerzen", das hat einer der westlichen Ärzte, die Zugang zu der inhaftierten ukrainischen Oppositionsführerin Julia Timoschenko erhalten hatten, über deren Gesundheitszustand in einem Brief festgehalten. Der Kanadier Peter Kujtan schrieb den Brief an den ukrainischen Botschafter in Ottawa, Troy Lulaschnik. Eine Kopie soll der Nachrichtenagentur AFP vorliegen. Der Mediziner wirft darin den ukrainischen Behörden vor, das westliche Ärzteteam an einer vollständigen Untersuchung Timoschenkos gehindert zu haben.

Die drei kanadischen und zwei deutschen Ärzte hatten Ex-Regierungschefin Timoschenko vergangene Woche im Gefängnis von Charkiw ( Charkow) besucht, um sich ein Bild von ihrem Gesundheitszustand zu machen und um toxikologische und Bluttests vorzunehmen. Nach ihrer Abreise erklärten die ukrainischen Behörden, die Ärzte hätten die offizielle Diagnose bestätigt. Timoschenko müsse weder ins Krankenhaus eingeliefert noch operiert werden.

Untersuchung wurde behindert

Kujtan schrieb, die ukrainischen Behörden hätten das Ärzteteam zu einer Untersuchung Timoschenkos eingeladen und dafür sogar medizinische Geräte mitgebracht. Allerdings sei den Ärzten deren Anwendung unter Androhung rechtlicher Konsequenzen verweigert worden. "Die Behörden haben auch die Entnahme von für die Analyse notwendigen Proben verhindert", so Kujtan. "Frau Timoschenko war voll einverstanden und hat die vertrauliche und unabhängige Untersuchung verlangt", erklärte der Arzt. Jede Behauptung, sie habe die Untersuchung verweigert, sei falsch.

Es seien verschiedene Laboruntersuchungen nötig. Er und seine Kollegen seien "besorgt" darüber, dass Timoschenko Medikamente verabreicht worden seien, die in Kanada verboten seien. Zu dem Ärzteteam zählten der Neurologe Karl Max Einhäupl und der Orthopäde Norbert Haas von der Berliner Charite. Aus Kanada waren der Allgemeinmediziner Kujtan, eine Gynäkologin und ein Kardiologe in die Ukraine gereist.

Die einstige Anführerin der orangenen Revolution des Jahres 2004 und spätere Ministerpräsidentin sitzt seit August im Gefängnis und wurde im Oktober wegen Machtmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt. Sie leidet an starken Rückenschmerzen und kann nach Angaben ihrer Anwälte kaum noch gehen, was die Vollzugsverwaltung bestreitet. Die EU kritisiert die Inhaftierung Timoschenkos, die bei der Präsidentschaftswahl 2010 gegen ihren Erzrivalen Viktor Janukowitsch unterlag, als politisch motiviert.

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