Testlauf für längere Kindergartenpflicht

Bis 2014 sind 55 Millionen Euro für das Nachholen von Bildungsabschlüssen budgetiert. Für die Frühförderung sind 30 Millionen vorgesehen. Für Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz ( ÖVP) passt das Verhältnis nicht: "Wir geben viel Geld aus, um die Probleme unseres Bildungssystems im Nachhinein zu reparieren. Aber wir geben wenig aus, um solche Probleme gar nicht erst aufkommen zu lassen."
Kurz setzt auf frühzeitige Förderung, damit die Kinder in der Schule erst gar keine Probleme bekommen. Sein Rezept: Kinder mit Sprachproblemen (das betrifft nicht nur Migrantenkinder) sollen mindestens zwei Jahre in den Kindergarten gehen. Derzeit ist ein Jahr verpflichtend – und in ganz Österreich gratis.
Für eine zweites Pflicht-Kindergarten-Jahr fehlt das Geld. Als Zwischenschritt gibt es ab Herbst Modellprojekte in zwei Bezirken in Niederösterreich und in Salzburg. Die Kosten übernehmen Länder und Gemeinden.
Im Bezirk St. Pölten werden Vierjährige, die noch nicht im Kindergarten sind, zur Kindergarten-Einschreibung eingeladen. Fachleute sollen dabei abklären, ob besonderer Förderbedarf besteht. Für Eltern, die ihre Kinder trotz Sprachdefiziten nicht in den Kindergarten schicken wollen, werden Eltern-Kind-Gruppen angeboten. Landesrätin Barbara Schwarz (ÖVP) will die Eltern so von den Vorteilen des Kindergartens und der Sprachförderung überzeugen.
Im Oberpinzgau müssen alle Vierjährigen zur Kindergarten-Einschreibung inklusive Schnuppertag kommen. Werden dabei Sprachdefizite festgestellt, werden laut Landesrätin Tina Widmann (ÖVP) "intensive Elterngespräche" geführt.
Gesetze
Zwingen kann man die Eltern nicht. Dazu müsste es entsprechende Gesetze in Bund und Ländern geben. Kurz glaubt, dass es in zwei Jahren so weit sein könnte.
In Niederösterreich besuchen 90 % aller Vierjährigen einen Kindergarten. 2000 von insgesamt 50.000 Kindergartenkindern haben erhöhten Förderbedarf, die Hälfte davon sind Migranten. Der Kindergartenbesuch ist hier ab 2,5 Jahren halbtags gratis. In Salzburg gehen rund 80 % der Vierjährigen in den Kindergarten, gratis ist nur das letzte Kindergartenjahr. Landesrätin Widmann gibt zu, dass es bei einem verpflichtenden zweiten Kindergartenjahr in einigen Gemeinde Platzprobleme geben wird. Diese will sie gemeinsam mit den Bürgermeistern lösen.
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