Syrien: Angriffe auf Homs fortgesetzt

Paris fordert eine Erklärung für den Tod von zwei Journalisten in der Rebellenhochburg und die UNO schickt eine Nothilfekoordinatorin.

Die Truppen des syrischen Machthabers Bashar al-Assad haben nach Oppositionsangaben in der Protesthochburg Homs den 20. Tag in Folge Wohngebiete angegriffen. Auf die sunnitischen Stadtteile Al-Khalidiya, Al-Inshaat und Baba Amro hagelten am Donnerstag Granaten und Raketen ein. "Die ganze Stadt wird von Explosionen erschüttert. Gott, sei uns gnädig", sagte Anwohner Abdallah al-Hadi. Die Zahl der Toten war zunächst unklar.

Eine größere Zahl von Deserteuren soll sich in der Stadt Daraa von den Regierungstruppen abgesetzt haben. Die fahnenflüchtigen Soldaten hätten sich heftige Gefechte mit ihren ehemaligen Kameraden geliefert, hieß es.

Am Vortag sollen in Syrien nach Informationen der Opposition 97 Menschen getötet worden sei. 60 von ihnen seien in Homs gestorben. Die Unruhen im Land halten seit fast einem Jahr an. Im vergangenen Jahr sollen laut UNO mehr als 5000 Menschen getötet worden sein. Seitdem kamen vermutlich Hunderte Opfer hinzu. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist wegen der Behinderung der Arbeit von Journalisten durch die Regierung nicht möglich.

Tote Journalisten

Nicolas Sarkozy während eines Interviews im Fernsehen.

Die Regierung in Paris macht indes das syrische Regime für den Tod zweier Reporter bei einem Granatenangriff auf die umkämpfte syrische Oppositionshochburg Homs verantwortlich. "Damaskus schuldet uns eine Antwort", sagte der französische Außenminister Alain Juppe am Mittwochabend. Zuvor hatte bereits Staatspräsident Nicolas Sarkozy Syrien scharf verurteilt. "Genug ist genug, dieses Regime muss weg", sagte er zum Tod der Journalisten.

Juppe forderte erneut einen Sicherheitskorridor, um den Verletzten mit Unterstützung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) medizinische Hilfe leisten zu können. Das Ansuchen stieß bislang bei der syrischen Regierung auf taube Ohren.

Beim Beschuss der Stadt Homs durch syrische Regierungstruppen waren die amerikanische Kriegsreporterin Marie Colvin und der französische Fotograf Remi Ochlink ums Leben gekommen. Sie hatten nach Angaben von Aktivisten im Stadtteil Baba Amro ein Medienzentrum der Regime-Gegner besucht, als das Gebäude attackiert wurde. Zwei weitere Journalisten, ein Brite und eine Französin, wurden bei dem Dauerbeschuss verletzt.

UNO schickt Nothilfekoordinatorin

UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon will jetzt seine Nothilfekoordinatorin Valerie Amos nach Syrien schicken. Die Britin solle sich ein Bild von der Situation machen. Wann Amos nach Syrien reisen wird, ist noch unklar. In einem Brief an alle UNO-Mitgliedsländer hatte sich Amos "tief besorgt" über die Situation in Syrien gezeigt. Viele Menschen seien verzweifelt, zwischen 100.000 und 200.000 seien auf der Flucht. Die meisten seien bei Verwandten untergekommen, etwa 20.000 hätten es ins Ausland geschafft. Gebraucht würden Nahrung, Medikamente und Decken, schrieb Amos. Viele Gebiete seien für die Nothelfer aber gar nicht zugänglich.

Ban hatte ebenso wie Amos mehrfach die syrische Regierung aufgefordert, die Gewalt gegen das eigene aufständische Volk zu beenden und Hilfe von außen zuzulassen. Die Rufe verhallten aber ebenso ungehört wie zwei Resolutionen der UNO-Vollversammlung, die Damaskus zu einem Ende der Gewalt aufgefordert hatten. Weiterreichende Beschlüsse des UNO-Sicherheitsrates, der auch Sanktionen verhängen kann, waren zweimal am Veto Russlands und Chinas gescheitert.

Sanktionen

Aber auch Russland und Iran, Unterstützer der Regierung von Syriens Präsident Bashar al-Assad, zeigten sich kürzlich besorgt über die "dramatische Lage" im Land. In einem Telefongespräch betonten der russische Präsident Dmitri Medwedew und sein iranischer Kollege Mahmoud Ahmadinejad nach Kremlangaben die Notwendigkeit, die Gewalt in Syrien zu beenden.

Die EU-Länder wollen am Montag bei einem Treffen der Außenminister die Sanktionen gegen Syrien verschärfen. Die EU-Außenminister wollen, um den Druck auf das Assad-Regime zu verschärfen, ein Landeverbot von syrischen Frachtflügen sowie Einschränkungen für den Handel mit Gold und anderen Edelmetallen beschließen. Flugzeuge mit Passagieren an Bord sollen weiter landen dürfen. Auch die Guthaben der syrischen Zentralbank in der EU sowie manche Transaktionen der Bank werden den Angaben zufolge gesperrt. Sieben weitere Personen sollen zudem mit Einreiseverboten und Vermögenssperren belegt werden. Ein in den vergangenen Wochen diskutiertes Importverbot für syrisches Phosphat wird den Angaben zufolge nicht beschlossen.

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