Stronach führt seine Partei in die Wahl

Nahaufnahme eines Mannes mit grauen Haaren, der nachdenklich aussieht.
Der Industrielle könnte es mit seiner Partei in den Nationalrat schaffen. Er selbst wird Spitzenkandidat.

Vor wenigen Wochen erklärte Frank Stronach: "Ich werde keine Partei gründen." Vorgestern, Freitag, verkündete er: "Ich werde eine Partei gründen." Gleichzeitig teilte er am Freitag mit: Personen und Programm würden erst Ende September vorgestellt. Gestern war dann wieder alles anders, Stronach verriet: "Ich werde als Spitzenkandidat in die nächste Wahl ziehen." Davon wusste offenbar seine Sprecherin nichts. Sie hatte dem KURIER zu  der Frage kurz zuvor mitgeteilt: "Ich kann nichts sagen."

Wie  gut Frank Stronach seinen Einstieg in die Politik vorbereitet hat, sei dahingestellt. Offenbar ist er aber entschlossen, bei der nächsten Nationalratswahl (laut Plan im Herbst 2013) persönlich um den Einzug ins Parlament zu kämpfen.

Euro-Austritt

Seiner Partei gehe es um "Wahrheit, Transparenz und Fairness". Er will das Steuersystem vereinfachen, eine effizientere Verwaltung und "raus aus dem Euro". Ziel bei der nächsten Wahl seien zehn Prozent, so der Milliardär zur Presse. Über Mitstreiter wird spekuliert. Dem Vernehmen nach hat Stronach Personen aus SPÖ, ÖVP, FPÖ und BZÖ  sowie aus Wissenschaft, Wirtschaft und Sport  gewinnen können. "Die Mannschaft wird für Staunen sorgen", kündigt ein Insider an. Nicht dabei ist BZÖ-Mandatar Peter Westenthaler, der früher für Stronach gearbeitet hat: "Ich bin Frank Stronach freundschaftlich verbunden, aber ich kandidiere nicht", sagt Westenthaler dem KURIER. Wie reagieren die etablierten Parteien und Politiker auf den Einstieg Stronachs? "Ich warte vorerst ab, was von den vielen Widersprüchlichkeiten in seinem Programm, aber auch bei der Personalauswahl übrig bleibt", sagt Kanzler Werner Faymann zum KURIER. FPÖ-Chef HC Strache richtet Stronach aus: "Mit Geld kann man nicht alles kaufen."  Und ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch verweist im KURIER-Gespräch darauf, dass ein Austritt aus dem Euro Österreich 100.000 Arbeitsplätze kosten würde – laut Rauch ein "wirtschaftlicher Wahnsinn".

Potenzial

Politik-Experten geben Stronach dennoch gute Chancen, bei der Wahl den Einzug in den Nationalrat zu schaffen. "Es wird davon abhängen, wie er sich positioniert. Mit einer etwas differenzierteren Linie als bisher wäre sein Potenzial noch größer", sagt Politikberater Thomas Hofer. Mit seinem Anti-Euro-Kurs habe Stronach eine Chance vertan, vor allem unzufriedene ÖVP-Wähler für sich zu gewinnen.

Für den Politologen Peter Filzmaier hat derzeit jeder neue politische Akteur in Österreich eine Chance, "der irgendwie anders ist". Viele Wähler seien von den etablierten Parteien enttäuscht – Stichwort Korruption. "Mit etwas Glück könnte Stronach bei der nächsten Regierungsbildung Zünglein an der Waage sein", sagt Filzmaier.

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