Standesvertretung will Sicherheitsfragen klären

Der Fall Rebasso löste unter Rechtsanwälten eine heftige Debatte über Sicherheitsfragen aus. Die Wiener Rechtsanwaltskammer warnt nun vor überzogenen Reaktionen. "Ich würde es falsch finden, wenn Anwälte sich jetzt bewaffnen", erklärt die Vizepräsidentin der Kammer, Elisabeth Rech. "Die Bestürzung ist groß. Ich habe ihn persönlich gekannt", erzählt sie. Jedoch könne man sich vor einer solchen Tat nicht schützen. Sobald alle Details zum Mordfall am Tisch seien, wolle man sich nochmals dem Thema Sicherheit widmen.
Delikte gegen Anwälte werden in der Statistik nicht ausgewiesen. Der Grund: Die Justiz kategorisiert Opfer nicht nach Berufsgruppen. Nach einer parlamentarischen Anfrage ließ die Justizministerin bei Gerichten und Staatsanwaltschaften recherchieren. Ergebnis: Im Vorjahr wurden 14 Fälle aktenkundig, in denen Advokaten oder deren Mitarbeiter bedroht, genötigt oder beharrlich verfolgt wurden.
Berufsethos
In Juristen-Kreisen hält sich die Verunsicherung in Grenzen. Der Grund liegt auf der Hand. Hinter dem Mord dürfte gar kein Mandant stecken. Timo Gerersdorfer ist auf Wirtschafts- und auch auf Strafrecht spezialisiert, vertritt derzeit die unter Doppelmord-Verdacht stehende Bogumilla W. "Natürlich überlege ich mir zukünftig sehr wohl, welchen Mandanten ich vertrete", erzählt er. Nachsatz: "Man kann sich die Mandanten ja aussuchen." In der Praxis haben die Anwälte ein Rezept parat – Berufsethos. Gerersdorfer sagt "den Mandanten immer die Wahrheit".
In einer aussichtslosen Lage mit einem Freispruch zu kokettieren sei weder fair noch klug, denn ein Mandant gebe dann leicht dem Anwalt eine Mitschuld. Auch der aufstrebende Wiener Rechtsanwalt Marcus Januschke hält sich eisern an die Maxime: "Ich sage meinen Mandanten klipp und klar, womit sie zu rechnen haben." So könnten keine Missverständnisse auftreten. – M. Jäger, N. Amara
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