Späte Erkenntnis

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel war ja auch nur eine Politikerin, die auf die nächsten
Wahlen schielte. Noch im Frühjahr 2010 tat sie alles dafür, dass den Deutschen die Dramatik der griechischen Schuldenkrise verborgen blieb. Ihr einziges Ziel war die
Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai des Vorjahres. Geholfen hat das Flunkern nichts: Merkels CDU wurde abgewählt.
Nach den jüngsten EU-Gipfeln, wo die Staats- und Regierungschefs in den frühen Morgenstunden völlig übermüdet ein paar Milliarden zusammenklauben mussten, hat wenigstens Frau Merkel verstanden, dass die
EU in dieser Konstruktion die Probleme Europas nicht lösen kann. Am Mittwoch sagte sie deutlich wie nie zuvor: "Wenn die EU nicht zu Veränderungen ihrer Verträge fähig ist, wird sie nicht überleben."
Überall in Europa sind Regierungschefs gescheitert, die in steter Furcht vor den Wählern Reformen verweigerten. "Die Welt wartet nicht auf Europa", sagt Merkel auch. Ein Debattierklub wird die kommende Rezession bestenfalls kommentieren können. Also müssen die Politiker hinaus zu den Leuten und erklären, warum die EU neu aufgestellt werden muss. Das gilt auch für die Damen und Herren in Wien.
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