Smart Citys: Was Datenschutzexperten darüber denken

Ein Mann mit Brille und grauem Haar schaut nach unten und spricht.
Für Hans G. Zeger bringen etwa "smart meter", digitale Stromzähler, keine Ersparnis für Konsumenten. Und sie laden zu Missbrauch ein.

Für den Datenschutzexperten Hans G. Zeger (Arge Daten) bringen "smart meter", digitale Stromzähler, keine Ersparnis für Konsumenten. Und sie laden zu Missbrauch ein.

KURIER: Herr Zeger, wie gefällt Ihnen der Begriff Smart City?
Zenger: Das Wort wird als Allerweltsfloskel benutzt, so wie vor einigen Jahren alles mit dem Buchstaben "I" für "Informationsverarbeitung" versehen wurde und davor mit " AI" für "Artificial Intelligence".

Was missfällt Ihnen an der Fernverarbeitung von Daten, beim Online-Banking klappt es ja?
Online-Banking wird sehr oft herangezogen, um zu zeigen, dass die Daten-Fernverarbeitung reibungslos funktioniert. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass es bei Banken und ihren Kunden um einen einzigen Geschäftsprozess geht – nämlich, Geld von A nach B zu verschieben. Im Alltagsleben haben wir aber viel komplexere Situationen.

Ein anderes Beispiel: Ich bekomme einen digitalen Stromzähler eingebaut, der mir hilft, Geld zu sparen. Das ist doch clever, oder nicht?
Nein, das ist absoluter Unsinn. Selbst die größten Optimisten glauben an Einsparungspotenziale von drei bis fünf Prozent. Bei einem typischen Haushalt reden wir von einer Einsparung von 50 Euro im Jahr. Der Preis dafür ist, dass ich mein gesamtes Leben der Steuerung des Stroms unterordne. Viele Berufstätige sind sich völlig bewusst, dass sie ab und zu Strom verschwenden, aber wenn sie müde nach Hause kommen, denken sie nicht daran, den Fernseher nach fünf Minuten wieder auszuschalten. Warum? Weil das Lebensqualität ist. Wenn ich 50 Euro sparen muss, kann ich das ohne Änderung meiner Gewohnheiten machen.

Wie gefährdet sind die smarten Stromzähler durch Angriffe von außen?
Die größte Gefahr droht von Softwarefehlern. Eines muss man sich klar sein: Wenn, aus welchen Gründen auch immer, etwa bei einem Software-Update 10.000 Haushalte auf einmal abgeschaltet werden, dann gibt es eine Überspannung im Netz. Die Folge ist ein Dominoeffekt, der sich zu einem europaweiten Stromausfall ausbreitet. Die jetzigen 300.000 bis 400.000 Stromzähler, vor allem in Oberösterreich, wurden in einer Pionierphase ohne Sicherheitstechnik entwickelt. Es gibt Erfahrungen aus Italien, Südafrika und den USA, wo solche Netze geknackt wurden. Ein Smart Meter ist im Grunde nichts anderes als ein Computer und damit manipulierbar. Die kriminellen Szenarien reichen vom einfachen Strom-Abzapfen bis hin zum Erpressen ganzer Volkswirtschaften.

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