Schönheits-OPs: Stöger vergrämt ÖVP

Schönheits-OPs: Stöger vergrämt ÖVP
Der Koalitionspartner beklagt nach Alleingang des SPÖ-Gesundheitsminister schlechten Stil, will die Reform aber nicht blockieren.

Den Wildwuchs in der Schönheitsmedizin eindämmen - das will, wie der KURIER berichtet hat, SPÖ-Gesundheitsminister Alois Stöger. Es soll geregelt werden, welche Art von Arzt was machen darf. Und Jugendliche sollen besser geschützt werden (keine Eingriffe bei unter 14-Jährigen, psychologische Beratung und Zustimmung der Eltern bei 14- bis 18-Jährigen). Um das realisieren zu können, braucht Stöger den Sanktus des Koalitionspartners.

"Gegen die Auswüchse in der Schönheitschirurgie etwas zu tun, da werden wir dem Minister die Hand reichen", sagt ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger zum KURIER. "Er macht es uns aber schwer, weil er uns ständig via Medien mitteilt, was Sache ist. Ich kenne noch keine Zeile des Gesetzes." Das sei "Hurra-Politik" und "schlechter Stil", befindet Rasinger, im Zivilberuf Allgemeinmediziner.

Vorsichtige Zustimmung

Von der Opposition gibt es ausnahmsweise Lob für einen Regierenden. "Sehr erfreulich" ist für die Grünen Stögers Initiative. Auch das BZÖ findet sie gut, wenngleich "längst überfällig".

Den Standesvertretern in der Bundesärztekammer geht es wie ÖVP-Politiker Rasinger: Sie kennen Stögers Pläne aus der Zeitung, wollen sich deshalb nur vorsichtig äußern. "Die Ärzteschaft tritt für hohe Standards ein. Je weniger medizinisch begründet ein Eingriff ist, desto intensiver muss die Aufklärung sein", sagt Vizepräsident Artur Wechselberger zum KURIER.

Dem prominenten Wiener Hautfacharzt Michael Palatin behagt Stögers Vorstoß: "Ich selbst mache keine großen Operationen, aber bei der Patientenselektion praktizieren wir das, was Stöger vorschlägt, seit Jahrzehnten. Sprich: Jugendliche unter 18 müssen mit den Eltern kommen. Die Entwicklung, dass man quasi zur Matura eine Schönheits-Operation geschenkt bekommt, halte ich für befremdlich."

Register

Im Unterschied zum Minister ist Palatin nicht überzeugt davon, dass man die Frage, wer was machen darf, an der Fachrichtung festmachen sollte. Palatin: "Nicht jeder plastische Chirurg ist auf ästhetische Eingriffe spezialisiert. Umgekehrt gibt es Fachärzte, die Schönheits-OPs beherrschen, weil sie das gelernt und die Praxis haben."

Wie lautet die Lösung? "Eine zertifizierte Zusatzausbildung, nach der sich Kollegen in ein Register eintragen, in dem Patienten den jeweiligen Experten für einen bestimmten Eingriff finden".

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