"Schaltets was, Faymann muss dabei gut wegkommen!

Druck. Immer wieder fällt dieses Wort, wenn Zeugen erzählen. "Man hat mir gesagt, ich solle bei den Behörden gut überlegen, was ich aussage, da ich sonst Probleme bekommen würde. Angeblich hat man etwas gegen mich in der Hand." Das berichtet ein ehemaliger hochrangiger Manager der
Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) dem KURIER. Nichts aussagen? Über wen oder was?
Über Werner Faymann, den heutigen Bundeskanzler der Republik, der als Eigentümervertreter unerlaubterweise Einfluss auf die ÖBB genommen haben soll. Der ÖBB-Insider behauptet nämlich, Werner Faymann habe in seiner Zeit als Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) via ÖBB Inserate an ihm genehme Medien in Millionenhöhe verteilen lassen.
"Das war direkte Einflussnahme", erzählt der Manager. Ein anderer wiederum plaudert ebenfalls aus der ehemaligen ÖBB-Schule: "Da kam mitten im Jahr eine Vorgabe unter dem Arbeitstitel ,Medienkooperation mit dem BMVIT.' Die Vorgabe war: ,Schaltets was! Es muss eine Imagekampagne sein und der Minister Faymann muss dabei gut wegkommen.' Dabei hat er in den Inseraten auf die ÖBB geschimpft. Er selbst ist immer gut dagestanden."
Unter Verdacht
Die Staatsanwaltschaft ermittelt mittlerweile gegen
Werner Faymann und seinen ehemaligen Kabinettschef Josef Ostermayer, der heute als Medienstaatssekretär fungiert. Die Vorwürfe wiegen schwer: Verdacht auf Untreue und Amtsmissbrauch - es gilt die Unschuldsvermutung. Faymann und Ostermayer dementieren ausnahmslos alle erhobenen Anschuldigen vehement. "Unsinn. Das ist alles längst erledigt", sagt Faymann. Unsinn? Alles erledigt?
Neue ÖBB-interne Unterlagen, die der KURIER am Freitag veröffentlichte und die von den ÖBB anfänglich als mögliche Fälschung in Frage gestellt wurden, bringen jedenfalls neue Brisanz in die Causa. Ebenso wie die Insider aus dem Machtzirkel der Bundesbahnen, die völlig unabhängig voneinander nahezu dieselben delikaten Details enthüllen: "Der Anzeigenmann der Krone hat angerufen und gesagt: ,Wir brauchen das Inserat.' Wir haben gesagt, wir haben keines. Er hat gesagt: Dann schickt uns wenigstens das Geld, wir brauchen den Umsatz in diesem Monat."
Starker Tobak. Und noch mehr. Es habe Zusatzaufträge gegeben, einmal, im Jahr 2007, wären es 21 Doppelseiten im Wert von 560.000 Euro gewesen. Ein Ex-Geschäftsführer aus dem ÖBB-Konzern behauptet: "Da handelte es sich zum Teil um Aufträge, die nicht vorgesehen waren. In keiner Budgetplanung. Da ging es zum Teil um enorme Summen." Ein anderer Ex-ÖBB-Manager, der vor wenigen Tagen bereits als Zeuge unter Wahrheitspflicht von der Staatsanwaltschaft einvernommen wurde, ergänzt: "Minister Faymann hat seine Methoden, die er als Stadtrat in Wien angewandt hat, auf Bundesebene hochstilisiert." Man habe gewusst, dass Faymann schon in seiner Zeit als Stad-trat ähnlich agiert habe, ergänzt ein anderer ÖBB-Insider.
Unter Strom
Druck. Immer wieder wird davon erzählt. Druck von oben. Druck auf die ÖBB, den schwer defizitären Bahn-Moloch, dessen Milliardenschulden die österreichischen Steuerzahler zu schultern haben. Der Ex-ÖBB-Manager sagt: "Mir war bewusst, dass das juristisch nicht richtig ist, was wir tun.
Josef Ostermayer hat in Telefonaten mit mir aber immer wieder die Zukunft meines ÖBB-Jobs angesprochen. Sehr offen: Ich wusste also, da steht mein Job auf dem Spiel."
Ein anderer Manager hat seinen ÖBB-Job verloren. Man sei ständig unter Strom gestanden. "Ich wollte da raus, habe da nicht mehr mitmachen wollen. Ich bin froh, dass ich da weg bin."
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