Sauce Hollandaise in Berlin

Es war wie erwartet, nur etwas später: Die Maschine von François Hollande, seit gut sechs Stunden neuer Präsident Frankreichs, musste nach einem Blitzschlag kurz nach dem Start in Paris umkehren. Hollande traf in der Ersatzmaschine zum traditionellen ersten Auslandsbesuch jedes neuen französischen Staatsoberhaupts in Berlin mit 80 Minuten Verspätung ein. Hier lief es aber wie geplant: Freundliche Gesichter, nettes Kennenlernen, keine Entscheidungen.
Die Gastgeberin, die längstdienende Regierungschefin der EU, führte sichtlich routiniert Regie. Trotzdem war zumindest bei der Zeremonie keine Distanz zu merken – wie schon bei ihren Vorgängern, die auch oft aus verschiedenen Lagern kamen. Auch nicht, dass Hollande im Wahlkampf Merkels EU-Fiskalpakt inklusive Schuldenbremse aufzukündigen versprach und sie ihm im Gegenzug die Audienz verweigerte und seinen Widersacher Nicholas Sarkozy lobte.
Krise

Natürlich beherrschte die Schuldenkrise auch das erste persönliche Gespräch, aktualisiert durch die Dramatik in Griechenland. In der einen Stunde des persönlichen Gesprächs signalisierte Merkel Hollande ihre Zustimmung zu einem zusätzlichen EU-Wachstumspakt. Ob der aber verbindlich für alle sein soll, wie es Hollande will und Merkel ablehnt, blieb wohl auch da offen. Hollande ist vor seinen Parlamentswahlen im Juni so beschränkt handlungsfähig wie neuerdings die Kanzlerin. Sie spürt das CDU-Desaster in Nordrhein-Westfalen und den damit steigenden Druck der Opposition in Berlin, die Hollandes Position ohne Rücksicht auf neue Schulden unterstützt.
In der mit Spannung erwarteten Pressekonferenz danach urgierte Hollande seinen beabsichtigten Wachstumspakt für die Eurozone. Die Optik der Begegnung war jedenfalls bemüht nett, wenn auch nicht so gespielt herzlich wie zuletzt mit Sarkozy. Hollande wich aber der Kernfrage aus, ob er den Fiskalpakt nun doch ratifizieren werde. Auch Merkel blieb inhaltlich unverbindlich.
Nach einem kurzen Essen mit Berliner Spargel und hier typischer Sauce Hollandaise flog Hollande zurück nach Paris. Hier präsentiert er am Mittwoch dem Parlament seine Regierung.
Distanzierung

Die Amtsübergabe am Vormittag hatte aus einem 35-minütigen Tête-à-Tête mit Sarkozy bestanden. Kaum war dieser am Weg nach draußen, begann Hollande im Festsaal eine Rede – und eine klare Distanzierung von seinem Vorgänger: Es gelte "das Land auf gerechte Weise wieder aufzurichten". Frankreich benötige eine "Besänftigung" durch "Vertrauensbildung". Und Vertrauen beruhe auf "Vorbildlichkeit" an der Staatsspitze. Hollandes Amtsübernahme endete am Arc de Triomphe mit einem Bad nicht nur in der Menge sondern auch im Platzregen.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Porträt
-
Hintergrund
Kommentare