Rundum ruhmreich, aber glücklos mit den "Kugeln"

Ein Mann steht vor einem Modell eines Parks mit einem Globus in der Hand.
Heute ist Magna drittgrößter Autozulieferer der Welt. Doch nicht alles, was Stronach anfasst, wird zu Gold.

Stundenlang dauerte die nervenaufreibende Sitzung, eine kritische Frage folgte der nächsten: Doch am Ende war Frank Stronach Milliardär. Am 23. Juli 2010 verkaufte der Austro-Kanadier die Kontrollmehrheit am Autozulieferer Magna International. Eine knappe Milliarde Dollar erhielt Stronach für sein Lebenswerk. Da sind die 20 bis 35 Mio. Dollar jährlich, die er als Berater noch bis 2014 erhält, fast mickrig.

"Ich habe 50 Jahre für Magna gearbeitet und eine Weltfirma aufgebaut", postulierte er einst. "Die Summe, die ich dafür kriege, ist groß, aber ich investiere nicht in Wertpapiere, sondern schaffe Arbeit." Politiker schätzen das: "Stronach hat uns Tausende Arbeitsplätze gebracht", sagt der steirische Landeshauptmann Franz Voves. "Das werden wir ihm nie vergessen."

Als Einzelkämpfer startete Stronach 1957 die Produktion von Autoteilen. Heute produzieren 108.000 Mitarbeiter weltweit für Magna Teile oder ganze Autos – selbst für Luxuskarossen wie Porsche Boxster oder Mercedes G. Mit einem Umsatz von etwa 21,6 Milliarden Euro ist Magna drittgrößter Autozulieferer der Welt.

Mittels Gewinnbeteiligung versucht er seine Mitarbeiter zu motivieren, Betriebsräte sind ihm dagegen ein Graus. Die Gewerkschaftsbeiträge in Österreich verglich er einmal mit "Schutzgeldzahlungen an die Mafia", was ihm eine Klage einbrachte.

Ebenso "herrschaftlich wie sprunghaft" sei sein Management-Stil, bescheinigte ihm die New York Times. Da passt es gut ins Bild, dass er seinem größten Hobby, Pferdesport- und Zucht, eine eigene Firmendivision widmete.

Rückschläge

Doch nicht alles, was Stronach anfasst, wird zu Gold: 2009 schlitterte die Magna Entertainment, einer der weltgrößten Pferderennbahnbetreiber, in die Insolvenz. Auch sein Traum, in die Weltelite der Autokonzerne aufzusteigen, platzte: 2007 legte er ein Angebot für Chrysler Motors, 2008 eines für Aston Martin und 2009 schließlich eines für Opel – überall ging Magna leer aus.

Mit seinem Magna-Engagement in Österreich schuf Stronach, dessen Vermögen auf 1,5 Milliarden Euro taxiert wird, 13.000 Jobs. Freilich: Auch hierzulande gab es Niederlagen. Pläne für eine riesige Weltkugel scheiterten ebenso wie eine Mega-Freizeitanlage in Pörtschach oder ein TV-Wettkanal. Auch seine Rennbahn Racino schlitterte 2007 in die Pleite.

Ein ganz spezielles Kapitel ist Stronachs Fußball-Abenteuer. Erst stellte er sich mit einem Millionen-Scheck als Sponsor bei Austria Wien ein (1998), dann übernahm er die gesamte Profiabteilung per Betriebsführungsvertrag (2000). Ein Kontrakt, der von Rechtsexperten ebenso heftig kritisiert wurde wie Stronachs Versuche, weitere Klubchefs durch Millionengaben zur Abtretung ihrer TV-Rechte zu bewegen. In Summe pumpte Stronach, der zwischen 1999 und 2005 auch als Bundesliga-Präsident hofiert wurde, in etwas mehr als zehn Jahren kolportierte 200 Millionen Euro in diverse Fußballfantasien.

Legendär ist Stronachs Hire-and-Fire-Politik bei Austria: 17 Trainer in zehn Jahren, darunter der deutsche Starcoach Joachim Löw. Der heutige deutsche Teamchef wurde 2004 entlassen. Als Tabellenführer.

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