Polen: Bankrotte Reisebüros mitten in Ferienzeit

Ein Mann steht mit Gepäck in einer Flughafenhalle vor einem Übersichtsplan.
Aufgebrachte Menschen fordern vergebens ihr Geld zurück, während Hunderte polnische Touristen im Ausland festsitzen.

Warschauer Innenstadt, am Mittwochmittag, vor der Filiale des Finanzdienstleisters "Amber Gold": Kameramänner und Reporter lauern darauf, dass Kunden das Gebäude verlassen. "Wir haben genug, nein, wir wollen nicht darüber reden", wehrt ein älteres Ehepaar die Mikrofone und ihre Halter ab.

Allgemein ist die Urlaubszeit von Pleiten gekennzeichnet: Zahlreiche Menschen in Polen sind verzweifelt, denn in den vergangenen Wochen sind sieben Reisebüros bankrott gegangen. Völlig aufgebracht versuchen die verhinderten Urlauber nun, ihr Geld zurückzubekommen – ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Und in Ferienregionen in diversen Ländern sitzen mehrere Hundert polnische Touristen fest, nachdem ein weiteres Reisebüro Insolvenz angemeldet hat. Wie die etwa 600 Betroffenen aus Griechenland, Bulgarien und Ägypten zurückgeholt werden können, war zunächst noch unklar.

Auch Fluglinie geht pleite

Und in Polen kann Amber Gold, eine sogenannte "Prabank", den Kunden die investierten Gelder nicht oder nur teilweise zurückzahlen. Grund ist die kommende Pleite der Fluggesellschaft "OLT Express", die polnische Schwester des Bremer Flugunternehmens. Die Gesellschaft setzte Ende Juli den Flugverkehr aus. Amber Gold beteiligte sich als Hauptinvestor.

Der Status des Finanzdienstleisters, der Geld annimmt und Kredite gewährt, was nur Banken dürfen, hat einen rechtlich unklaren Status. Doch erst als die Medien nach den Schwierigkeiten von "OLT Express" über mögliche Zahlungsschwierigkeiten von "Amber Gold" spekulierten, rannten die meisten der 7000 Kunden in die Filialen, um ihr Geld zurückzufordern. Am 3. August stellte Amber Gold seine Auszahlungen ein, obwohl Vorstand Michal Plichta abstritt, das Unternehmen sei insolvent. Die Auszahlungen sollen nun in dieser Woche anlaufen – allerdings verlieren die Kleininvestoren dank des Kleingedruckten durch die vorzeitigen Zahlungen bis zu 50 Prozent ihrer Investition.

Nun geht die polnische Staatsanwalt vehement gegen dubiose Finanzdienstleister vor. Der Direktor der Prabank "Finnroyal", Andrzej K., dessen Nachnamen nicht mehr genannt werden darf, sitzt bereits in Haft. Aufgebrachte Kunden plünderten bereits Anfang dieser Woche eine Filiale. Vorwurf – illegale Banktätigkeit.

Journalisten der Zeitungen Rzeczpospolita fragen sich, warum erst jetzt eingegriffen wird. Schließlich stünden diese Institute bei der "Obersten Kommission für Finanzaufsicht" (KFN) seit 2009 auf einer "Schwarzen Liste".

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