Ohne Jugendliche ist Europa verloren

Porträt eines Mannes vor einem roten Hintergrund.
Fast ein Viertel der Jungen ist ohne Arbeit. So verliert die EU jeden Sinn.

Für Jugendliche zwischen Lissabon und Warschau klingt so manche Diskussion über Europa ganz fremd. Vom Eisernen Vorhang, also der Grenze mitten in Europa, wo regelmäßig Menschen erschossen wurden, haben sie bestenfalls im Geschichte-Unterricht gehört. Niemand hält sie vom Reisen ab, Stipendienprogramme wie Erasmus sorgen für internationale Ausbildung und lebenslange Kontakte.

Aber profitieren wirklich alle Jugendlichen von den vielen Freiheiten in der EU? Leider nicht. Und wie wir durch Zahlen wissen, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden, trifft die Krise die jungen Leute besonders stark. Die Arbeitslosigkeit der 15–24-Jährigen liegt in der Euro-Zone bei fast einem Viertel. In den Schuldenländern Griechenland und Spanien sind mehr als die Hälfte der Jungen ohne Job, in Portugal, Italien oder Irland ist es rund ein Drittel. Und das ist nicht die ganze Wahrheit. Die rund 5,5 Millionen Jugendlichen, die in dieser aktuellen Statistik erfasst sind, haben sich bei ihrem Arbeitsamt gemeldet. Weitere zwei Millionen sind bereits aus jeder Statistik herausgefallen.

Diese Generation muss einmal für die Schulden aufkommen, die in den letzten Jahren in ganz Europa aufgehäuft wurden. Das sollen begeisterte Europäer werden? Und dazu kommt noch ein Befund. Diejenigen, die in ihren Ländern Arbeitsplätze schaffen könnten, tragen ihr Geld mehr oder weniger legal nach London, um teure Wohnungen zu kaufen oder überweisen es in Steueroasen. Zypern ist ein solcher Steuerfluchtort mitten in der EU. Und gerade die Zyprer, die offensiv um Schwarzgeld aus ganz Europa geworben haben, suchen jetzt Schutz unter dem EU-Rettungsschirm.

So können sie ihre Banken retten – und die steuerschonend angelegten Milliarden, die anderswo fehlen. Perverse Welt.

Duale Ausbildung

Aber es fehlen nicht nur die Investitionen, es fehlt auch an der richtigen Ausbildung. Es ist kein Zufall, dass Länder wie Deutschland oder Österreich eine vergleichsweise niedrige Jugendarbeitslosigkeit vorweisen können. Das duale System der Ausbildung in Schule und Betrieb – verbunden mit einer Ausbildungsgarantie – bewährt sich so gut, dass Experten anderer Länder immer öfter in Wien vorbeischauen. "Chancen für junge Menschen – Besteht das Risiko einer verlorenen Generation?" Unter diesem verzweifelt klingenden Titel hat die EU ein Förderprogramm für die Ausbildung junger Menschen aufgelegt. Aber ein paar Milliarden Euro werden nicht reichen. Europa braucht eine Ausbildungsoffensive. Das beginnt bei den Sprachen. In jeder Volksschule muss eine Fremdsprache gelehrt werden. Austauschprogramme muss es auch für Lehrlinge geben, nicht nur für Studenten. Mobilität muss belohnt werden. Es bleibt nicht viel Zeit, eine verlorene Generation zu retten.

Kommentare