Obduktion: Sebastian im Sand erstickt

Es war als lustiges Spiel gedacht. Aber es endete in einem grausamen Kampf auf Leben und Tod. Der zehnjährige Sebastian W. aus Baden bei Wien ist auf der Nordsee-Insel Amrum bei lebendigem Leib im Sand begraben worden und dann erstickt. Seine Leiche wurde drei Tage später, am Mittwoch gegen 14 Uhr, entdeckt. Am Donnerstag hat der Obduktionsbericht den Unfallhergang bestätigt, wie der KURIER erfahren hat. Die Leiche war auf das Festland überstellt und am Vormittag in der Gerichtsmedizin untersucht worden. Die Eltern hatten ihr Kind zuvor identifiziert. Die Familie wird psychologisch betreut.
Am Vortag war die Mordkommission der Polizei Husum zusammengetreten. Viele Touristen waren dem Aufruf der Kripo gefolgt und hatten ihre Fotos, die rund um das Klettergerüst "Piratenschiff" im Ort Wittdün aufgenommen worden waren, bei der Polizei abgeliefert. Auf einem dieser Bilder war der blond gelockte, fröhliche Sebastian dabei zu sehen, wie er im Sand saß und ein Loch grub.
Urlauberfoto als Spur

Es dürfte die letzte Aufnahme vor seinem Tod gewesen sein. Vermutlich hat sich der Bub dann in das Loch gesetzt und der Sand hat nachgegeben und ihn lebendig begraben, wie bei einer Lawine. Doppeltes Unglück dürfte gewesen sein, dass die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft DLRG, die alle Badegewässer des Landes überwacht, zwar 100 Meter direkt oberhalb des Spielplatzes ihren Ausguck hat, der Blick auf die Stelle aber offenbar durch sieben zusammengestellte Strandkörbe verdeckt war.
"Der Sand ist hier ganz besonders tückisch", berichtet ein 50-jähriger Anrainer dem KURIER beim Lokalaugenschein. "Wenn Sie nur ein vierzig Zentimeter großes Loch buddeln und das einen halben Meter tief, wird es gefährlich. Dann zieht Sie der Sand hinunter, unter dem in zwei Metern Tiefe das Grundwasser steht. Ich bin tief getroffen, die Familie macht jedes Jahr hier bei uns Urlaub, manchmal auch mit den Großeltern."
Die Leiche des kleinen Niederösterreichers dürfte in einer Tiefe von rund einem Meter gefunden worden sein. "Das Foto hat gezeigt, wo wir buddeln müssen", sagte Polizeisprecherin Kristin Stielow.
"Unter dem Sand"

In den Mittagsstunden war der Bereich rund um das "Piratenschiff" daraufhin von Polizeieinheiten gesperrt worden, ein Schaufelbagger fuhr auf. Hinter einer blauen Plane und zusammengeschobenen, geflochtenen Strandkörben als Sichtschutz gruben die Beamten nach Sebastians Leiche. Auch mit Stäben wurde im Sand gestochert, wie man es bei Lawinenabgängen macht.
Obduktion

Wie mittlerweile bekannt wurde, hatte der Bub seine Eltern am Sonntag angebettelt, noch einmal zu dem Klettergerüst gehen zu dürfen, um zu spielen. Die Mutter, eine Psychologin, hatte nichts dagegen einzuwenden gehabt. Gegen 17 Uhr hatte sich ein Spielkamerad von Sebastian verabschiedet, um 18 Uhr war die Mutter bereits wieder beim Spielgerüst. Innerhalb dieser Stunde spielte sich die Tragödie ab. Eine Obduktion durch Rechtsmediziner hat die Unfallversion am Donnerstag endgültig bestätigt. Ein Verbrechen ist nun mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen.
Der Bub wurde die vergangenen Tage offiziell als Kind aus Wien bezeichnet, weil die Eltern einen Rummel daheim vermeiden wollten und um Diskretion baten. Die Großmutter, die ebenfalls öfter mit Sebastian und seiner Schwester auf Amrum war, musste das Haus in Baden hüten und man wollte hier keinen Ansturm.
Mittwochnachmittag traf der österreichische Generalkonsul Christian Siegl aus Berlin bei der Familie ein. Er soll beim Heimtransport des Leichnams behilflich sein.
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