Nordkorea: Raketen sollen Attrappen sein

Ein Militärfahrzeug mit einer Rakete fährt an einem Gebäude in Nordkorea vorbei.
Die Raketen des Regimes sollen Phantasiewaffen sein – dies belegen deutsche Forschungen.

Äußerst unangenehm ist diese Enthüllung für das Regime in Pjöngjang: Am 15. April ließ sich Kim Jong-un, der junge Führer des Staates, von seinem Volk bejubeln – weil er jene Rakete vorführte, mit der man theoretisch sogar die USA bombardieren könne (siehe Bildergalerie). Angeblich werde die Interkontinental-Rakete bereits getestet. Jetzt allerdings sollen Nachforschungen belegen, dass die Waffe vermutlich nicht einmal von abheben kann – es soll sich nämlich um eine schlechte Attrappe handeln.

Für Nordkorea wäre dies die zweite Blamage binnen kurzer Zeit: Erst zwei Tage vor eben jener Parade endete ein Testflug einer Rakete in einem Debakel – sie stürzte ab.

Minderwertige Fälschungen

Der Spiegel zitiert die sechsseitige Abhandlung der Münchner Raketen- und Militärexperten Robert Schmucker und Markus Schiller – sie nahmen Fotos der nordkoreanischen Parade unter die Lupe. Ihre Ergebnis – dass die Raketen Fälschungen seien – würden die Wissenschafter mit einer Liste an Erkenntnissen belegen (siehe unten).

Es sei eindeutig, dass es sich "um minderwertige Attrappen" handelt, zitiert das Blatt Schmucker und Schiller. Das Fazit der Experten: "Es gibt weiterhin keinen Beweis, dass Nordkorea über eine funktionierende Interkontinentalrakete verfügt."

Gewisse Unsicherheiten würden die Experten dennoch einräumen: Möglich wäre, dass die Attrappen einer echten, geheimen Rakete nachempfunden seien – dieser Fall sei aber unwahrscheinlich.

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  • Die Raketen würden anscheinend nicht auf die Starttische passen: Auf den Fotos seien breite Lücken zwischen den Raketen und den Plattformen an der Unterseite zu erkennen.
  • Zwischen Sprengkopf und der dritten Raketenstufe sei kein Platz für einen Trennungsmechanismus.
  • Die Oberfläche des Sprengkopfs bestehe aus leicht welligem Material, als habe jemand eine dünne Metallschicht auf einen Drahtrahmen aufgetragen. Nach Meinung der Experten sei das ein klarer Hinweis auf eine Attrappe.
  • Der Sprengkopf unterscheide sich in seiner Form erneut von bisher gezeigten, er wäre das inzwischen sechste Design. Das ergebe keinen Sinn, da die Entwicklung eines Nuklearsprengkopfs äußerst anspruchsvoll sei.
  • Komponenten von Fest- und Flüssigtreibstoff-Motoren scheinen bei den Raketen bunt zusammengewürfelt und würden nie zusammen funktionieren.
  • Die auf der Parade gezeigten Modelle seien nicht identisch.

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