Nigeria: Rauer Boden für Österreichs Firmen

Draußen quälen sich klapprige Mopeds durch die tiefen Schlaglöcher, die sich jetzt, während der Regenzeit, über Nacht in kleine Seen verwandelt haben. Doch hinter der wuchtigen Eisentüre der Fabrik des Vorarlbergers Rudolf Bösch eröffnet sich inmitten des nigerianischen Wirtschaftsmolochs Lagos eine andere Welt. Hier werden feinste Stickereien produziert und das seit 1976.
"Früher waren wir fünf Vorarlberger, die sich in Lagos angesiedelt haben", sagt Bösch ein wenig wehmütig, "ich bin der letzte Verbliebene." Doch auch er kämpft ums Überleben. Früher hatte er 400 Mitarbeiter, heute sind es gerade noch 60. Harte Konkurrenz aus China und hohe Importzölle von bis zu 50 Prozent für die Stoffe, die aus Kostengründen aus Ostasien eingeschifft werden, setzen dem engagierten Unternehmer zu. Doch ans Aufgeben denkt er nicht. Mit seinen nigerianischen Angestellten und den alten Stickerei-Maschinen, die schon zwischen 50 und 100 Jahre gute Dienste leisten, will er die edlen Tücher weiter auf den Markt bringen, "weil die Nigerianerinnen sie so lieben", sagt Bösch.
Problem Korruption

Zu den größten heimischen Playern in Nigeria zählt die VAMED. Schon seit 2007 stattet sie 14 Universitätskliniken mit Haus- und Medizintechnik aus. Neben Textilspitzen aus Lustenau konnten auch Red Bull, Swarovski und der Wasserkraft-Spezialist Andritz Fuß fassen auf dem riesigen Markt.
Auf seinem derzeitigen Besuch in Nigeria ist Österreichs Außenminister Michael Spindelegger daher auch als Türöffner für österreichische Betriebe unterwegs. Er sieht in dem Land mit sieben Prozent Wirtschaftswachstum eine "große Dynamik" und Chancen in den Sparten Transport und Energie, vermisst aber ein Investitionsschutzabkommen.
Eine große Hürde, die viele Wirtschaftstreibende abschreckt, ist auch die ausufernde Korruption. Sie reicht in höchste Regierungskreise und zieht sich bis ganz unten durch. "Wenn man irgendein Problem hat und zur Polizei geht, hilft einem niemand", klagt eine Österreicherin, die seit einem Jahr in Lagos lebt, "da muss man ein paar Hundert Euros in die Hand nehmen". Von den zwei Millionen Barrel Erdöl, die täglich gefördert werden, "verschwindet" ein Drittel, so Schätzungen.
Eine weitere Schwierigkeit stellt die Sicherheitsfrage in der Metropole dar. Immer wieder werden Autofahrer ausgeraubt, die in den Staus der hoffnungslos überlasteten Straßen feststecken. Einbrüche in Häuser stehen auf der Tagesordnung. Büros und Residenzen von Ausländern umgeben Zäune, Mauern, zentimeterdicke Stahltüren. Das von dem Österreicher Alexander Gassauer geführte Sheraton-Hotel etwa beschäftigt insgesamt 80 Mann zum Schutz der Gäste.
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