Niederlande: Streit um mobile Sterbehilfe

Teams einer Euthanasie-Organisation sollen durchs Land reisen und Patienten auf Wunsch zu Hause beim Sterben helfen.

In vielen Ländern wird Sterbehilfe kontrovers diskutiert. In den Niederlanden ist sie längst gesetzlich geregelt. Doch viele Ärzte schrecken davor zurück, dem Todeswunsch ihrer Patienten nachzukommen. Daher sollen nun Teams einer Sterbehilfe-Organisation quer durchs Land reisen und Patienten auf Wunsch beim Sterben helfen.

Kritiker sprechen bereits von „ Tötung bei Hausbesuch“. Die Niederländische Vereinigung für ein freiwilliges Lebensende (NVVE) hingegen betont, dass Todkranken ohne Hoffnung auf diese Weise ein würdevolles und schmerzfreies Ende ermöglicht werden soll.

 

Todesspritze

Die sogenannten mobilen Teams sollen am 1. März ihre Arbeit aufnehmen. Sie bestehen aus einem Arzt und mindestens einem Pfleger. Sechs Teams werden starten. NVVE-Sprecherin Walburg de Jong erklärt, wie die mobile Sterbehilfe durch die Ärzteteams funktionieren soll: „Erst geben sie den Patienten eine Spritze, die sie in tiefen Schlaf versetzt, dann folgt eine zweite Spritze, die die Atmung und den Herzschlag stoppt.“ Und: „Normalerweise wollen die Patienten zu Hause sterben. Aber wir haben auch eine Klinik, um ihnen zu helfen, wenn die Zeit kommt.“

Die mobilen Sterbehelfer können von Kranken und Familienmitgliedern gerufen werden, wenn Hausärzte aus ethischen Gründen keine Hilfe bei der Selbsttötung geben wollen. Obwohl die NVVE immer wieder betont, dass ihre Aktivitäten rechtmäßig sind, bleibt die Kontroverse nicht aus. Vor allem aus Deutschland gibt es Kritik: „Das ist das neue menschenverachtende Angebot der niederländischen Euthanasie-Bewegung“, sagt Eugen Brysch, Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung.

Kommission prüft

Die Niederlande legalisierten am 1. April 2002 als erstes Land die Sterbehilfe. Sie ist aber nur dann erlaubt, wenn der Patient den Antrag bei vollem Bewusstsein stellt, unter einer unheilbaren Krankheit und unerträglichen Schmerzen leidet. Jeder Fall muss von einer Kommission geprüft und genehmigt werden. Der hoffnungslose Zustand des Patienten und sein eindeutiger Todeswunsch müssen von mindestens zwei Ärzten bestätigt sein.

Wenn niederländische Ärzte ihre Patienten unter diesen Umständen beim Suizid begleiten, müssen sie keine Strafverfolgung fürchten – anders als in Deutschland, Österreich und den meisten anderen Ländern, wo aktive Sterbehilfe verboten ist. In Europa haben neben den Niederlanden Belgien, Luxemburg und die Schweiz Sterbehilfe in unterschiedlichem Ausmaß gestattet.

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