Nackerbatzl: „I bin schöner als der Häupl“

Ein Mann mit einer Schärpe mit der Aufschrift „Bürgermeister Nackerbatzldorf“ lächelt.
Lokalaugenschein im Nackerbatzldorf in der Wiener Lobau.

Selbst bei Temperaturen jenseits der 35 Grad fällt seine Sprechstunde nie aus : "I bin schöner als der Häupl" sagt der Bürgermeister und Namensgeber von Nackerbatzldorf in der Wiener Lobau.

Der 72-jährige Günther Zelenka ist seit 2010 in Amt und Würden. Als Kandidat qualifizierte sich der Pensionist, weil er seit 18 Jahren Stammgast im Gemeindegebiet, dem Nacktbadelokal Jamaica Beach, ist. Bevölkert wird das Nackerbatzldorf von rund 70 Prozent Nackten und 30 Prozent Gewandeten. "Hier kommen alle her, Anwälte, Chirurgen, Schauspieler", sagt der Bürgermeister.

"Entstanden ist die Idee schon 2002", erzählt Zelenkas Amtsvorgänger Konrad "Koni" Albrecht. Er war einer der Mitbegründer von " No Dress City". Nach einigen Jahren kamen der Stadt aber ihre Bürger abhanden.

Zur Neugründung unter dem Namen Nackerbatzldorf kam es 2010. Seither wird am Bürgermeistertisch Karten gespielt, gewürfelt und Schmäh geführt.

Bei Schönwetter im Sommer kommen die Gemeindebewohner jeden Tag in den Gastgarten des Jamaica Beach. "Im Sommer fahr ich nirgendwo hin, auf der Insel hab ich alles", sagt Zelenka. "Wos soi i mi noch Mallorca obiärgern, weilst net rauchen darfst?"

Nichts eingeklemmt

Die Stammgäste am Bürgermeistertisch stimmen ihm zu. "Das ist unser erweitertes Wohnzimmer, mit Bademöglichkeit und schöner Aussicht."

Doch das Beste ist: "Keine Körperteile sind eingeklemmt", sagt einer der Insulaner und zeigt auf seinen textilfreien, braun gebrannten Körper. Zelenka sei ein vorbildlicher Bürgermeister: "Er ist immer als Erster da und hält immer Audienz", sagt einer der Nacktbader.

Doch Zelenka scherzt lieber mit seinen FKK-Bürgern als bürgermeisterliche Aufgaben zu übernehmen. "Ich mach nichts mehr, nur mehr delegieren", sagt er. Schwierigkeiten gibt’s immer wieder, "vor allem mit den Radrowdies", ärgert er sich. Der Radweg führt direkt durch das Lokal. "Die radeln wie wild durch den Gastgarten."

"Vielleicht kann der andere Bürgermeister was tun", sagt einer der Insulaner. Ein anderer Nackter nickt zustimmend. Er muss es wissen, denn er sammelt im Winter in seiner Arbeit so viele Gutstunden wie möglich, damit er im Sommer in aller Ruhe am Bürgermeistertisch sitzen kann. "Wir sind eine Familie und wachsen immer mehr zusammen."

Das kann auch Altbürgermeister Koni Albrecht nur bestätigen: Er hat sich vor einem Jahr auf der Donauinsel verliebt und genießt seitdem seine Bürgermeister-Rente zu zweit.

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