Mit Spindelegger im Irak: Boomtown Erbil

Mit Spindelegger im Irak: Boomtown Erbil
Auf der zweiten Station seiner Irak-Reise besuchte Außenminister Spindelegger die blühende kurdische Metropole Erbil.

Erbil Speedcenter" nennt sich die weitläufige Gokart-Anlage in der gleichnamigen nordirakischen Stadt. Vollgas lautet die Devise - auf der Rennstrecke wie in der gesamten autonomen Kurdenregion. Der Wirtschaftsboom ist hier überall sichtbar. Stabilität und Sicherheit bilden dafür - im Gegensatz zum beklemmenden Chaos in Bagdad - die Basis, riesige Gas- und Ölvorkommen das Treibmittel. Auch die OMV gehört mittlerweile zu den "Big Playern".

"Wir erwarten für kommendes Jahr ein Wachstum von zwölf Prozent", sagte der Premier der Region Kurdistan, Barham Saleh, im Gespräch mit Österreichs Außenminister Michael Spindelegger, der gestern die Provinz besuchte. Auch er war beeindruckt von der Goldgräberstimmung.

Überall in Erbil schießen neue Gebäude aus dem Boden, gleich neben dem "Speedcenter" etwa ein Komplex der internationalen Hotelkette Marriott. Modernste Einkaufstempel wie die "Family mall" locken ebenso die zunehmend kaufkraftstarken Einwohner wie diverse Autohäuser.
Spindelegger sprach von einem ungeheuren Potenzial, von Chancen für die österreichische Wirtschaft und vom "richtigen Zeitpunkt, um zu investieren". Deswegen hatte er gut zwei Dutzend Unternehmensvertreter in seiner Delegation, allen voran die OMV.

Lizenz-Poker

Der heimische Mineralölkonzern ist seit 2007 im Nordirak tätig. 700 Millionen Dollar wurden bereits in die Exploration und Förderung von Öl und Gas gepumpt. Insgesamt hält die OMV Beteiligungen an sieben Feldern und zählt im Petrobereich zu den Top 3 der internationalen Investoren. Platzhirsch sind die Amerikaner, jüngst erst wurde Exxon Mobil mit einer großzügigen Förderlizenz bedient.

Der Boom im Norden weckte zunächst aber Begehrlichkeiten bei der Regierung in Bagdad. Sie drängt jetzt darauf, dass die Vergabe von Lizenzen zentral, also vom nationalen Ölministerium geregelt werden soll. Für die autonomen Kurdenprovinzen ist das inakzeptabel: "Auf dieses uns zustehende Verfassungsrecht werden wir niemals verzichten", stellte Barham Saleh unmissverständlich klar.

Vor dem Hintergrund des Abzugs (nahezu) sämtlicher amerikanischer Truppen bis
Jahresende hat dieser Streit an Brisanz zugelegt. Manche Beobachter fürchten nämlich, dass die Sicherheitslage ab Jänner aus dem Ruder laufen könnte. Dann droht eine Spaltung des Zweistromlandes in einen schiitischen Süden, ein armes sunnitisches Zentrum um Bagdad und einen rohstoffreichen kurdischen Norden.

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