Michelle - Obamas Geheimwaffe
Schön, sympathisch und selbstsicher: First Lady
Michelle Obama. In den Augen vieler Amerikaner hat es die Frau von Präsident Barack Obama in den letzten drei Jahren geschafft, einen Hauch von Normalität in das oft realitätsfern wirkende Weiße Haus zu zaubern - kombiniert mit einer kräftigen Prise Glanz und Glamour.
In echt amerikanischem Stil umarmte die fotogene Mutter zweier Töchter sogar die englische Königin. Diesen Sommer wurde sie dabei beobachtet, wie sie anonym in einem Supermarkt einen Einkaufswagen geschoben hat. Und dann übt sie auch noch öffentlich mit einer Gruppe Schulkinder Hampelmann-Sprünge.
Dieses Image greift, die Zahlen sprechen für sich. Laut einer Ende Oktober veröffentlichten Marist-Poll- Umfrage haben 63 Prozent der registrierten Wähler einen positiven Eindruck der Präsidentengattin. Bei Demokraten sind es 85 Prozent und sogar republikanische Wähler sehen zu 42 Prozent die erste afroamerikanische First Lady in einem guten Licht.
Im Vergleich dazu liegen die Umfragewerte ihres Mannes, trotz gelegentlichem Auftrieb durch außenpolitische Erfolge, im Keller. Laut dem Umfrageinstitut Rasmussen waren Mitte November nur 44 Prozent der Amerikaner mit der Arbeit ihres Präsidenten zufrieden.
"Sie strahlt eine Wärme aus, die die Kühle ihres Mannes ausgleicht", sagt Ruth B. Mandel, die Direktorin des Eagleton Institute of Politics an der Rutgers University im Bundesstaat New Jersey, dem KURIER. "Sie sorgt sich um naheliegende, persönliche Probleme, er ist eher abgehoben."
Engagiert
In den letzten drei Jahren hat sich die schlanke und sportliche 47-Jährige unter anderem für gesunde Ernährung und mehr Bewegung von Kindern engagiert - ein aktuelles Thema in einem Land, wo mehr als ein Drittel der Erwachsenen fettleibig ist und der Kongress jüngst bestätigt hat, dass Pizza und Pommes für Schulkantinen als Gemüse gelten dürfen.
Im Frühjahr 2009 kündigte sie an, auf dem Gelände des Weißen Hauses einen Küchengarten und einen Bienenstock anzulegen. Die Gemüseernte wird an Obdachlosenheime gespendet, von der Präsidentenfamilie selbst gegessen oder bei Staatsbanketten serviert. Zu Ehren des südkoreanischen Präsidenten wurden den Gästen im Oktober selbst angebaute Kürbisse und Salat gereicht. Mitarbeiter im Weißen Haus können sich zum Unkrautjäten melden und Insider versichern dem KURIER, dass der Andrang groß ist.
Inspiriert durch Michelle Obama hat Adam Collick, einer der Köche des Weißen Hauses, schon fast 14 Kilo abgenommen. "Wir versuchen, ihrem Beispiel zu folgen", sagte Collick vor Kurzem der Sendung Today. "Wenn sie mit ihrem vollen Terminkalender gesund essen kann und jeden Tag trainiert, dann sollten wir das auch schaffen."
Strategischer Einsatz
Diese Fähigkeit, mit Menschen eine enge Verbindung aufzubauen, macht es wahrscheinlich, dass die First Lady in der Wahlkampagne strategisch eingesetzt wird. "Ich vermute, ein wichtiger Anteil an der Kampagne wird die Mobilisierung der Afroamerikaner sein und sie wird wahrscheinlich auch zu vielen Frauenorganisationen sprechen", meint David Bositis, Experte am Joint Center for Political and Economic Studies in Washington zum KURIER.
"Es besteht kein Zweifel, dass sie von Vorteil für ihren Mann sein wird", ergänzt Jennifer Lawless, die Leiterin des Instituts für Frauen und Politik an der American University in Washington. Michelle Obama sei eine dynamische, charismatische Rednerin mit viel Anziehungskraft, so Lawless. Auf der anderen Seite gibt sie ihrem Mann eine "menschliche" Note. Dass sie ihrer Familie Priorität eingeräumt hat, wird von Wählern in den USA geschätzt, so die Forscherin weiter.
Ihre Bemühungen haben bereits begonnen. Vor einigen Tagen gab die Präsidentengattin den Start von Frauen für Obama bekannt, eine Initiative zur Mobilisierung von Wählerinnen.
Diese positive Sicht ihrer Rolle ist hart erarbeitet. Konservative Kritiker zitieren auch heute noch gerne einen Satz aus dem Wahlkampf 2008. Damals hatte sie davon gesprochen, das erste Mal als Erwachsene auf ihr Heimatland stolz zu sein. In einem von Patriotismus geprägten Land wie den USA fast eine politische Todsünde. Derartige Pannen werden in den kommenden Monaten vermutlich kaum vorkommen. "Sie ist als Wahlkämpferin wirklich gereift", sagt Myra Gutin, Professorin an der Rider University in
New Jersey und eine Autorität, was First Ladys betrifft. "Sie nimmt das Bad in der Menge wie ein Profi."
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