"Merkozy" geben sich unzertrennlich

Nicolas Sarkozy und Angela Merkel scheinen sich zu küssen.
Die deutsche Kanzlerin betont ihre Einigkeit mit dem französischen Präsidenten – und macht für ihn sogar Wahlkampf.

Selten traf das Schlagwort "Merkozy" (eine Verschmelzung aus Merkel und Sarkozy) derart zu wie im laufenden französischen Präsidentschaftswahlkampf. Am Montag gab der schon zur Routine gehörende franko-deutsche Ministerrat – diesmal in Paris – Anlass für ein mediales Duett. Gemeinsam forderten Angela Merkel und Nicolas Sarkozy ein Sonderkonto für alle griechischen Staatseinnahmen, über welches künftig die Schulden abgebaut werden sollen.

In einem vom ZDF und dem französischen TV-Sender France 2 ausgestrahlten gemeinsamen Interview lieferten die beiden ein stellenweise fast wortgleiches Plädoyer: "Europa stand am Rande des Abgrunds, da mussten wir unsere Egos beiseite legen und einen Kompromiss finden", erklärte Sarkozy. Deutschland habe bezüglich der gemeinsamen Wirtschaftsführung Schritte in Richtung der französischen Position und Frankreich habe bei der Haushaltsführung Schritte hin zur deutschen Position gesetzt.

Der Aufbau der EU könne nur gelingen, "wenn wir voneinander lernen", assistierte Merkel. Trotz der "beispiellosen Krise" sei es gelungen, "das Übel an der Wurzel zu packen". Dabei verteidigte die Kanzlerin den Fiskalpakt, auf den sich 25 EU-Mitglieder geeinigt haben. Vehement stemmte sie sich gegen den Vorwurf, der Fiskalpakt würde durch drakonische Sparauflagen das Wirtschaftswachstum erdrosseln: "Solide Haushaltsführung und Wachstum sind kein Gegensatz".

Beide insistierten auch auf der absoluten Verbindlichkeit des Fiskalpakts im Falle eines Machtwechsels – eine unverhüllte Kritik am sozialistischen Rivalen von Sarkozy, François Hollande. Dieser hatte angekündigt, er wolle den Pakt neu verhandeln, weil er in seiner jetzigen Form Wachstum und Finanzregulierung vernachlässige.

Parteinahme

Genau diese Position des Umfrage-Favoriten Hollande hat Merkel dazu bewegt, sich im französischen Wahlkampf in ungewohnt deutlicher Manier auf Seiten Sarkozys einzuschalten.

Sarkozy wirbt seinerseits ohne Unterlass für das Modell Deutschland. Der bürgerliche Staatschef sieht in seiner Allianz mit Merkel einen Rettungsanker. Ob Sozialpartnerschaft, Abbau der Lohnnebenkosten, Lehrlingsausbildung oder Rentenreform – stets zitiert Sarkozy das deutsche Beispiel: "Deutschland hat immense Erfolge errungen. Wir neiden das den Deutschen nicht. Wir wollen uns davon inspirieren".

Umfragen zeigen, dass die franko-deutsche Freundschaft in Frankreich unumstritten ist und eine Angleichung der Wirtschaftspolitik von einer Mehrheit gut geheißen wird. Fraglich ist allerdings, ob auf die Dauer die Darstellung Deutschlands als Musterschüler durch den unpopulären Sarkozy nicht eine Trotzreaktion auslösen könnte – zugunsten von Hollande.

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