Mehr als 100 Nachbeben in Norditalien


Nach dem schweren Erdbeben in der Nacht auf Sonntag in Norditalien mit sieben Toten und über 50 Verletzten erschwerten am Montag weitere Erdstöße die Räumarbeiten. Mehr als 100 Nachbeben wurden bisher in der Region Emilia Romagna registriert.
Die vom Erdbeben betroffenen Gemeinden in der norditalienischen Region Emilia Romagna haben außerdem eine schwierige Nacht hinter sich. Wegen heftigem Regen und starken Nachstößen verbrachten rund 4.000 Menschen in den Provinzen Modena und Ferrara eine schlaflose Nacht. Tausende mussten die Nacht zum Montag in Notunterkünften oder bei Freunden und Verwandten verbringen. Der Zivilschutz stellte in Sporthallen und Schulen 4.500 Bettplätze zur Verfügung.
Der Regen erschwerte die Arbeit der Rettungsmannschaften, die die Stabilität der vom Erdbeben betroffenen Gebäuden überprüfen mussten. Das Gefängnis von Ferrara wurde vorsorglich evakuiert, wie das Fernsehen RAI Montagfrüh berichtete. Wegen der schweren Schäden sollten in der Region am Montag und Dienstag zahlreiche Schulen geschlossen bleiben.
Das Erdbeben hat auch viele Kilometer vom Epizentrum entfernt Denkmäler, kulturhistorisch bedeutende Bauten und Kunstwerke schwer in Mitleidenschaft gezogen. Nach Angaben von Kulturminister Lorenzo Ornaghi machen die Schäden Dutzende Millionen Euro aus. Experten des Ressorts sind dabei, das genaue Ausmaß festzustellen. Besonders betroffen sind Kirchen und Schlösser in den Provinzen Modena, Bologna und Ferrara.
Beben der Stärke 6,0

Am frühen Sonntagmorgen hatte ein Beben der Stärke 6,0 die Region erschüttert. Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben. Das italienische Fernsehen berichtete von etwa 50 Verletzten. An vielen historischen Gebäuden entstanden schwere Schäden. Besonders betroffen waren Modena, Ferrara, Bologna und Mantua.
Mindestens vier Arbeiter starben in den Trümmern ihrer Betriebe. Das Epizentrum lag in Sant`Agostino in der Provinz Ferrara. Eine Seniorin wurde in dem Ort in ihrer Wohnung von Teilen der herunterfallenden Decke erschlagen; sie wäre im Juni 103 Jahre alt geworden. Eine 86-Jährige erlitt einen Schlaganfall.
Eine 37-jährige Deutsche, die sich aus beruflichen Gründen in Sant`Alberto di San Pietro in Casale in der Region von Bologna aufhielt, bekam Medienberichten zufolge nach dem Erdbeben Atemprobleme und starb. Sie soll obduziert werden. Die Behörden machten bislang keine Angaben über ihre Heimatstadt.
Das Fernsehen zeigte schwer beschädigte Gebäude. Trümmer lagen auf den Straßen. In San Felice stürzte eine historische Kirche ein. Von dem Turm stand nur noch die Hälfte - das Zifferblatt der Turmuhr war in der Mitte durchgerissen. Viele historische Gebäude wurden schwer beschädigt. Auch Straßen waren unpassierbar.
Monti verlässt NATO-Gipfel vorzeitig
Regierungschef Mario Monti sagte den Opfern Hilfe zu. "In diesen Momenten fühlt das ganze Land mit denen, die leiden", sagte Monti. Wegen des Bebens und des Bombenanschlags auf eine Berufsschule im süditalienischen Brindisi, bei dem am Wochenende eine 16-Jährige getötet worden war, wollte er vorzeitig vom NATO-Gipfel in Chicago abreisen und noch am Montagnachmittag wieder in Italien sein.
Auch Papst Benedikt XVI. gedachte den Opfern. "Meine Gedanken gelten auch den Menschen in der Emilia Romagna, die vor wenigen Stunden von einem Erdbeben heimgesucht worden sind", sagte er in Rom. "Ich bin im Geiste bei denen, die von diesem Unglück betroffen sind."
Schwere Beben der letzten Jahre
Italien wurde schon oft von heftigen Erdstößen erschüttert.
6. April 2009 Ein schweres Beben reißt in der mittelitalienischen Region Abruzzen mit ihrer Hauptstadt L’Aquila rund 300 Menschen in den Tod. Zehntausende sind obdachlos.
31. Oktober 2002 Bei einem Beben der Stärke 5,4 bricht das Gebäude der Volksschule in der Kleinstadt San Guiliano di Puglia zusammen. Unter den 30 Toten sind 27 Erstklässler und eine Lehrerin.
26. September 1997 Ein Beben der Stärke 5,7 in den Apenninen- Regionen Umbrien und Marken beschädigt in 77 Orten etwa 9000 Gebäude. Betroffen ist auch die Basilika von Assisi. Zwölf Menschen sterben.
13. Dezember 1990 Erdstöße der Stärke 5,9 reißen 19 Einwohner in Ost-Sizilien in den Tod, 500 werden obdachlos. Besonders stark betroffen sind Syrakus und Carlentini.
11. Mai 1984 In L`Aquila kommen drei Menschen kommen ums Leben, 27000 werden obdachlos.
23. November 1980 3000 Menschen sterben, als in Neapel die Erde mit Stärke 6,5 bebt.
6. Mai 1976 Ein verheerendes Beben mit der Stärke 6,5 erschüttert die Region Friaul im Nordosten des Landes. Etwa 980 Menschen werden getötet. 30 Orte sind schwer verwüstet.
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