Martin Graf ein falscher Anwalt?

Gertrud Meschar, die Stifterin, fühlte sich von Martin Graf getäuscht. Die 90-Jährige hat Grafs Rückzug aus ihrer Privatstiftung erzwungen, indem sie ihren Fall vor mehr als zwei Wochen öffentlich gemacht hat. Was den Beruf von Martin Graf anbelangt, haben sich aber wohl weit mehr Menschen getäuscht: Wie der KURIER am Sonntag bereits berichtet hat, ist er Rechtsberater und war Anwaltsanwärter – dennoch wird er öffentlich immer wieder als Anwalt bezeichnet. So weit, so gut. Nach Recherchen der Kronen-Zeitung wurde der heute 52-jährige FPÖ-Politiker aber bereits 1994 auf einer amtlichen Wahlvorschlagsliste bei den Nationalratswahlen als "Rechtsanwalt" bezeichnet. Die Regionalparteiliste Wien Nord führte diese Berufsbezeichnung neben seinem Namen und seinem Geburtsjahr. Graf war aber nie Rechtsanwalt, sondern nur Anwärter – von 1992 bis 2002. Die entscheidenden Prüfungen hat der FPÖ-Politiker nie abgelegt.
Grafs Sprecher Alexander Höferl bestätigte die Angaben. Man habe auch mehrfach versucht, den Irrtum richtig zu stellen. "Martin Graf war nie Rechtsanwalt, er hat eine andere Laufbahn eingeschlagen." Der Zustellungsberechtigte der FPÖ, der für die Übermittlung der Angaben an das Ministerium zuständig war, war damals Gernot Rumpold. Er war 1994 noch FPÖ-Bundesgeschäftsführer und Jörg Haiders "Mann fürs Grobe"; später sorgte er als Eurofighter-Lobbyist für Schlagzeilen. Aus dem für die Abwicklung der Wahlen zuständigen Innenministerium hieß es: Man prüfe die Geburtsdaten und andere Details sehr genau – bei den Berufsbezeichnungen werde aber lediglich die Plausibilität der von den Parteien übermittelten Angaben geprüft.
-
Hintergrund
-
Hintergrund
Kommentare