"Marsonauten" nach 520 Tagen frei
Die Mission ist beendet. Blass, aber erleichtert sahen Alexander Smolejewski, Alexej Sitjow, Suchrob Kamolow, Wang Yue, Romain Charles und
Diego Urbina am Freitag aus, als sie durch eine kleine Tür aus ihrem Container stiegen.
520 Tage hatten die sechs Männer aus Russland, China, Frankreich und Italien auf 180 verbracht, von der Außenwelt fast gänzlich abgeschnitten, ohne Sonnenlicht. Sie haben in den vergangenen 17 Monaten an einem Experiment teilgenommen, bei dem ein Flug zum Mars nachgestellt wurde. Mindestens 100 Millionen Kilometer müsste man dazu im echten Leben zurücklegen. Zwei Jahre würde es dauern. Jetzt sind sie zurückgekehrt - ohne je weggewesen zu sein. Es war das längste Isolationsexperiment der Raumfahrt.
Monotonie
Bei dem Zehn-Millionen-Euro-Projekt, an dem sich auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (
DLR) und die Europäische Weltraumbehörde (ESA) beteiligt haben, stand vor allem die psychologische Komponente im Vordergrund. Die Schwerelosigkeit und die Strahlenbelastung während eines Aufenthaltes im Weltraum wurden bewusst außer Acht gelassen. Die Monotonie, die 520 Tage in Isolation mit sich bringen, macht dem Menschen schwer zu schaffen. Einerseits wird durch das immer gleich bleibende Umfeld das Immunsystem geschwächt, andererseits bedarf es eines nahezu perfekten Konfliktmanagements. "Es war wie im normalen Leben", erklärte der Italiener Urbina: "Nicht jeder muss jedermanns Freund sein."
Psychologe Bernd Johannes von DLR glaubt, dass das hektische Leben, das die Männer jetzt in der "echten Welt" erwartet, ihnen schwer zu schaffen machen wird. "Sie werden reizbarer, reagieren heftiger."
Über die Relevanz des Projekts lässt sich streiten. Unter Weltraumforschern sorgten die Ergebnisse des Experiments jedenfalls für Euphorie. Peter Gräf vom DLR sagt: "Ich bin sicher, dass dies ein kleiner, aber wichtiger Schritt auf dem Weg zum Mars war."
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