Malediven: Politstreit endet mit Meuterei

Unspektakulär und unblutig – so verlief am Dienstag die Absetzung des maledivischen Präsidenten. Wenige Stunden, nachdem Meuterer aus den Reihen der Polizei die Redaktion des Staatsrundfunks besetzt hatten, trat der 44-jährige Staats- und Regierungschef zurück. "Es ist für die Malediven besser, dass ich gehe", sagte er im Fernsehen. "Ich will das Land nicht mit eiserner Faust führen."
Die Meuterei war der vorläufige Höhepunkt einer monatelangen Krise, die im Mai 2011 begonnen hatte. Damals warfen Demonstranten Nasheed vor, nicht genug gegen Preissteigerungen und Armut zu tun. Vor wenigen Wochen flammten neue Unruhen auf. Auslöser war die Verhaftung eines Richters, der zuvor einen Oppositionellen freigelassen hatte. Das Oberste Gericht und die UNO verlangten die Entlassung des Richters aus der Militärhaft – was die Regierung verweigerte.
Menschenrechtler warfen Nasheed darauf vor, in die Fußstapfen seines autoritären Vorgängers Gayoom zu treten. Ihn hatte Nasheed, ein in den 90ern selbst inhaftierter Aktivist, bei den ersten freien Wahlen 2008 besiegt.
Die meisten Demonstranten waren aber Anhänger von Ex-Machthaber Gayoom – die laut BBC auch hinter dem Putsch stecken sollen. Die Gayoom-Partei PPM ist Teil der parlamentarischen Opposition, mit der Nasheed seit seiner Wahl im Clinch lag. Laut Beobachtern blockiert die Opposition alle Versuche der Regierung, die Unabhängigkeit des Justizsystems in dem islamischen Land sicherzustellen. Die Regierung betrachtet den verhafteten Richter als Teil dieses Problems. Er habe rein im Sinn der Opposition gehandelt.
Demonstrierte Einigkeit
Ob die politische Krise nun beigelegt ist, ist offen. Sowohl die Armee als auch Nasheeds bisheriger Stellvertreter Hassan, der nun das Präsidentenamt führen soll, versuchten gestern zu beschwichtigen: Es habe gar kein Putsch stattgefunden, es sei der Wunsch aller Menschen gewesen, dass Nasheed gehe. Die Gayoom-Partei will Neo-Präsident Hassan unterstützen und erklärte die Demonstrationen für beendet. Sie verlangte allerdings die Festnahme des Ex-Präsidenten.
Tourismus: Politische Krise ist keine Gefahr für Urlauber

Mit seinem türkis-blauen Wasser und den weißen Sandstränden gehört die Inselgruppe zu einer der beliebtesten Destinationen der Welt. Neben der Fischerei ist der Tourismus die größte Einnahmequelle mit jährlich rund 1,2 Milliarden Euro, das sind 30 Prozent des BIP.
Laut Tourismusministerium sind Urlauber von der derzeitigen politischen Krise nicht betroffen. Die rund 1190 Koralleninseln sind streng unterteilt in Einheimischen- und Touristeninseln. So befindet sich auch der internationale Flughafen nicht auf der Hauptinsel Male, wo die gewalttätigen Demonstrationen gegen Staatschef Nasheed stattfanden. In den Urlaubs-Resorts und auf der Flughafeninsel ist die Lage ruhig. Behörden empfehlen aber, keine Ausflüge in die Hauptstadt zu machen. Etwa 200 österreichische Gäste befinden sich zurzeit auf den Malediven. Jährlich sind es etwa 15.000.
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