Lawinen-Toter: Nun ermittelt Staatsanwalt

Eine Gruppe von Menschen steht im Schnee vor einem Gebäude.
In Ischgl wurde ein Schwede auf der Piste verschüttet. Die Gäste fühlen sich sicher.

Ein Restrisiko bleibt.“ So betroffen der Tod eines 51-jährigen Schweden macht, der am Mittwoch auf der roten 7a Piste im Skigebiet von Ischgl von einer Lawine getötet wurde, Angst haben die Tausenden Urlauber offenbar keine. 14.200 Wintersportler waren am Donnerstagvormittag auf den Pisten der Silvrettaseilbahn AG unterwegs, während Alpinpolizisten und ein Sachverständiger im Auftrag der Staatsanwaltschaft Innsbruck versuchten, bis zur Abriss-Stelle der Lawine zu gelangen. Auch der Polizeihelikopter startete zum Erkundungsflug, um die Ursache zu klären. „Wir gehen derzeit von einer Spontan-Lawine aus, die sich selbst ausgelöst hat“, erklärte Staatsanwalt Hansjörg Mayr. „Wir ermitteln wegen fahrlässiger Tötung. Dabei prüfen wir das Verhalten der Lawinenkommission, und ob die Lawine vorhersehbar war.“ Dann hätte die Piste gesperrt werden müssen.

„Wir sind sehr verunsichert, weil wir die Ursache noch nicht kennen“, berichtete Hannes Parth, Vorstand der Silvrettaseilbahn. Speziell die fünf Mitglieder der Lawinenkommission des Unternehmens seien schwer getroffen. „Aber wir glauben, alles Menschenmögliche getan zu haben.“ Lawinensprengungen am Donnerstag, bei denen sich kaum Schnee löste, gäben etwas Bestätigung. Kontakt zur Familie des Toten, dessen Leichnam in Innsbruck obduziert wird, will Parth noch suchen. Nach der Tragödie wollten die Angehörigen, die gestern abreisten, für sich sein.

Berater

Tirolweit gibt es 224 Lawinenkommissionen mit 1345 Mitgliedern, die von Experten des Landes ausgebildet werden. Als Sachverständige beraten sie Gemeinden oder Liftbetreiber. Die Entscheidung über Evakuierungen und Sperren von Straßen und Pisten treffen aber Gemeinden, Bezirkshauptmannschaften oder Seilbahnunternehmer. Die Ischgler Unglückspiste blieb auch am Donnerstag gesperrt. „Wegen des starken Windes konnten die Lifte bei weiteren Pisten nicht in Betrieb gehen“, erläuterte Parth. Am Arlberg sorgten Schneeverwehungen und Neuschnee für Pistensperren.

Im freien Skiraum standen die Retter nach Lawinen im Einsatz: In Ischgl wurden zwei Tourengeher geborgen, sie waren ansprechbar. Am Pürgles Gungge in Osttirol konnte sich ein Sportler selbst befreien. In Kaltenbach im Zillertal lief bei Redaktionsschluss noch die Suche. „Wenn auf eine lange Kälteperiode Neuschnee fällt, rumpelt es gewaltig. Der lockere Schnee hält nicht, und die Lawinen donnern zu Tal“, erklärte Rudi Mair vom Tiroler Lawinenwarndienst. Durch Wetterbesserung in den nächsten Tagen sinke zwar die Gefahr für Straßen, doch für Tourengeher „wird es brenzlig.“

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