KURIER-Test: "Nur weil es regnet, schreibe ich nicht krank"
Keiner der 791 Wiener Allgemeinmediziner will zu jenen gehören, die ihre Patienten grundlos krankschreiben.
Auch der KURIER schickte eine vermeintliche Patientin in vier Arztpraxen. Und das Ergebnis war hier wie dort dasselbe: Wer grundlos einen anderen Arzt als seinen Hausarzt aufsucht, wird mit Skepsis bedacht. Ein billiger Krankenstand ist schwer zu haben.
"Stand" als Problemlösung
"Nur weil es regnet, schreibe ich niemanden krank", sagt etwa Sholeh Kraus. Wer sich einen Krankenstand erschleichen möchte, ist bei der Allgemeinmedizinerin aus Wien-Neubau definitiv an der falschen Adresse. "Ich rate dem Patienten, es lieber bei einem anderen Arzt zu versuchen", sagt Kraus mit einem Lächeln. Die Wienerin betreut knapp 140 Patienten täglich. Immer wieder sind einige unter ihnen, die sich eine Krankschreibung erschleichen wollen. "Es sind Patienten, die Schwierigkeiten im Büro haben oder Streit mit dem Chef", sagt Kraus. Menschen, die mit einem "Stand" den Problemen entgehen wollen. Andere wiederum leiden an psychischen Problemen. Viele ihrer Patienten kommen vom AMS.
Doch Kraus sieht auch die Arbeitgeber in der Verantwortung. Glaubt man ihren Worten, schicken auch sie ihre Mitarbeiter in die Arztpraxen, wenn die Auftragslage schlecht ist. "Das ist allerdings nutzlos", weiß die Ärztin, "immerhin müssen die Arbeitgeber in den ersten sechs Wochen den Krankenstand bezahlen."
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