Knox: Neue Suche nach Merediths Mörder

Das Gericht hatte die amerikanische Studentin
Amanda Knox und ihren früheren Freund Raffaele Sollecito vom Mord an Meredith Kercher freigesprochen. Die britische Studentin war am 2. November 2007 mit durchschnittener Kehle und mehreren Messerstichen, vergewaltigt in ihrer und Knox' gemeinsamer Wohnung in Perugia gefunden worden.
Die Schlamperei der italienischen Ermittler macht die Suche nach den Mördern nun noch schwerer. Denn die Tatortspuren sind unbrauchbar. Der Freispruch kann jetzt so interpretiert werden, dass Rudy Guede von der Elfenbeinküste ein Einzeltäter war. Befriedigend findet das niemand.
In einem verkürzten Verfahren war Guede zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Nach dem Freispruch von Knox und Sollecito muss wohl auch Guedes Prozess neu aufgerollt werden und die Suche nach den Schuldigen von vorne beginnen. Ein Kritiker sagte: "Schwarze Hautfarbe und kein Geld für einen seriösen Anwalt wurden ihm zum Verhängnis". In seinem Fall waren die DNA-Spuren eindeutig.

Vor dem Gerichtssaal hatten viele Menschen mit Buhrufen auf das Urteil reagiert. Die Bewohner von
Perugia sind der Mordberichterstattung überdrüssig. In Seattle fielen einander Amanda-Fans vor Glück in die Arme.
Knox und
Sollecito verließen das Gefängnis, in dem sie fast vier Jahre lang inhaftiert waren. Amanda flog Dienstagvormittag per Linienflug über London nach Seattle. In einem offenen Brief an eine amerikanisch-italienische Stiftung, die sich für sie eingesetzt hatte, bedankte sich die 24-jährige Studentin bei all jenen Italienern, die sie unterstützt haben.
Raffaele Sollecito ist in seine süditalienische Heimatregion Apulien zurückgekehrt. "Endlich habe ich mein Leben zurück", freute sich Sollecito, der zuallererst das Meer sehen will. Auf die Frage, ob er seine Ex-Freundin wieder treffen werde: "Vielleicht schon, doch jetzt will ich nur Zeit mit meiner Familie verbringen." Sein Vater ist ein wohlhabender Urologe.
Fassungslose Angehörige

Die Familie des Opfers bleibt fassungslos zurück. Während Knox nach dem Urteilsspruch in Tränen ausbrach und Sollecito seine Staranwältin Giulia Bongiorno dankbar umarmte, verließ Familie
Kercher verbittert den Saal. "Wir respektieren das Urteil der Richter, begreifen aber nicht, wie es möglich ist, dass das erstinstanzliche Urteil auf diese Weise geändert worden ist", kommentierte die Familie.
"Das Urteil ist ein Schock, wir sind sehr enttäuscht. Vor zwei Jahren nach der erstinstanzlichen Verurteilung waren wir zufrieden, auch wenn wir sicher nicht gefeiert haben", sagte Merediths Schwester Stephanie. Der
Freispruch wirft neue Fragen auf. "Wir wissen, dass Guede sich nicht allein am Tatort befand. Wenn Amanda und Raffaele nicht mit dort waren, muss man begreifen, wer anwesend war", betonte Lyle Kercher, der Bruder des Opfers.
Italienische Staatsanwälte kündigten an, das Urteil vor den Kassationsgerichtshof in Rom zu bringen - die höchste Gerichtsinstanz des Landes. Knox wird dann aber weit weg in den USA sein.
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