Klage wegen Maturareisen-Saufereien

Klage wegen Maturareisen-Saufereien
Konsumentenschützer machen gegen Alkoholwerbung auf Maturareisen mobil. Die Veranstalter DocLX und Splashline werden geklagt.

Alkohol ohne Ende und rund um die Uhr - mit solchen Versprechen locken Veranstalter von Maturareisen ihre Kundschaft. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) will den Alk-Auswüchsen einen Riegel vorschieben und zitiert nun die Unternehmen DocLX und Splashline vor Gericht. Verbandsklagen nach dem Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb sollen der aggressiven Alkohol-Werbung ein Ende bereiten.

Splashline bietet mit dem Reiseveranstalter TUI Maturareisen in die Türkei an. Im Prospekt und auf der Homepage wird mit uneingeschränktem Alkoholkonsum geworben. Zunächst waren die Konsumentenschützer gegen den Veranstalter DocLX vorgegangen. Nach dessen Rechtfertigungsversuch, Splashline habe mit der Alkoholwerbung begonnen, prüfte der VKI den nach eigenen Angaben größten heimischen Organisator von Maturareisen und brachte am Dienstag auch gegen dieses Unternehmen Klage auf Unterlassung ein.

Aggressive Werbung

"Die großen Maturareise-Veranstalter scheinen sich damit übertrumpfen zu wollen, wer ein Mehr an harten Alkoholika zu bieten hat", sagt Peter Kolba, Leiter des Bereiches Recht im VKI. Harte Getränke seien "zu Recht in vielen Bundesländern für Jugendliche verboten. Ebenso wie es für Radio und Fernsehen Werbebeschränkungen gibt und man damit, so das Schulunterrichtsgesetz, an Schulen keine Werbung treiben darf". Es gehe nicht darum, "Jugendliche um ihren Spaß an der Maturareise zu bringen, sondern wir bekämpfen aggressive Werbemethoden, die vermeintlich vorgeben, was Spaß zu machen hat".

Die Alkoholwerbung verstößt nach Meinung des VKI gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, der Verein klagt daher auf Unterlassung.

Ruhephasen und Regeneration

Bei DocLX gelobt man Besserung. Man habe sich "mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft zusammengetan und gemeinsam versucht, ein Arbeitspapier zum sicheren Umgang mit Alkohol in dieser sensiblen Zielgruppe zu entwickeln, welches schrittweise von uns umgesetzt werden soll." Darunter falle unter anderem ein "gesteuerter Tagesraster für die Maturanten" mit Ruhephasen und Regeneration. Es habe im übrigen in den zwölf Jahren der Reisen "noch keinen einzigen gravierenden Zwischenfall - generell - und im Speziellen im Zusammenhang mit Alkohol gegeben".

Riskantes Reiseziel Nordzypern

DocLX steht derzeit auch anderweitig in der Kritik. Im Rahmen des X-Jam sollen heuer tausende Maturanten in den Norden Zyperns gebracht werden. "Die direkte Einreise von Österreich in den besetzten Norden ist illegal, es gibt dort keine diplomatische Vertretung. Hinter dem Reisehotel ( Acapulco Beach Club and Resort; Anm.) befindet sich ein Munitionsdepot. Von all dem wissen die Schüler aber nichts, weil X-Jam diese Informationen zurückhält", kritisierte der Bundesobmann der Schülerunion, Jim Lefebre. Die Schülervertreter beziehen sich bei ihren Warnungen auf das Außenministerium in Wien.

Reiseveranstalter Ruefa und DocLX entgegneten, "dass jährlich rund 200.000 Gäste aus der EU den Nordteil Zyperns besuchen und ohne jegliche Probleme ein-und ausreisen können". Die Maturanten würden mit türkischen Charter-Maschinen von Österreich zu ihrem Reiseziel geflogen, mit Zwischenstopp in Antalya. Diese Form der Anreise werde auch von anderen europäischen Ländern aus durchgeführt. Das Hotel liege nicht in einem militärischen Sperrgebiet, sondern grenze an ein gesperrtes Urlaubsareal für Sicherheitskräfte.

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