Kaufhausdetektivin: "Keine Angst, aber immer Respekt"

Barbara K., 39, ist Österreichs längstdienende Kaufhausdetektivin. Seit 19 Jahren taucht sie im Kundengewühl unter und observiert Verdächtige. Aktuell jagt sie Ladendiebe beim Billa am Praterstern. Die Frau mit den glasklaren Augen kennt viele Tricks und lernt trotzdem jedes Jahr dazu. Im KURIER-Interview will sie unerkannt bleiben - Anonymität gehört zum Job.
KURIER: Sie waren in Einkaufsketten, Shoppingtempeln und Supermärkten tätig. Haben sie mitgezählt, wie viele Ladendiebe sie bereits überführt haben?
Barbara K. : Es waren einige Tausend. Bei 200 ,Treffern' hab ich aufgehört zu zählen. Das ist schon lange her.
Haben Sie eine besondere Stärke?
Vielleicht, dass ich eine Frau bin. Denn Täter rechnen eher mit Kaufhausdetektiven. Parallel dazu hilft mir die Erfahrung. Potenzielle Ladendiebe kann man schon beim Betreten des Geschäftes erkennen.
Sie sind sogar ihren Kripo-Kollegen ein Begriff. Das ist eher selten ...
Das kommt wahrscheinlich aus der Saison '08/'09. Da hatte ich so etwas wie einen Lauf. Damals konnte ich vor allem in Geschäften der Wiener City knapp 200 Taschendiebe überführen.
Sie sind eher kleinerer Statur. Bekommt man es bei einer Anhaltung eines potenziellen Ladendiebes da nicht mit der Angst zu tun?
Angst habe ich nie, aber immer Respekt. Man weiß nie wie die Reaktion sein wird. Ich rechne jedes Mal mit einem Angriff. Außerdem bin ich in Judo ausgebildet. Das kann ich ganz gut.
Wurden Sie im Dienst schon einmal verletzt?
Mehr als ein Mal. Mir wurde bei Handgemengen schon ein Finger gebrochen und ich erlitt eine schwere Gehirnerschütterung. In der Shopping City hat mich ein amtsbekannter Pensionist beinahe bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt. Und dass man gebissen wird, ist beinahe schon alltäglich.
Was hat der aggressive Pensionist gestohlen?
Ein Paar Socken und einen Kamm.
Gibt es neue Tricks der Ladendiebe?
Die Banden arbeiten immer präzisier. Vor allem die Weitergabe der Ware geht sehr schnell. Auch die Ablenkungsmanöver sind sehr professionell. Manche Diebe stehlen auf Bestellung. Egal ob Kleidung, Uhren oder Schmuck.
Wie wird man Privatdetektivin?
Ich wollte unbedingt Polizistin werden.
Gibt es Situationen, wo sie ein Auge zudrücken würden?
Nein, aber wenn Kinder stehlen, verständige ich die Eltern persönlich. Denn viele Kinder haben dann Angst nach Hause zu kommen. Ich lasse die Kids nicht alleine nach Hause gehen.
Ihr größter Erfolg?
Das war noch zu Schilling-Zeiten. Damals klaute ein Pärchen Parfüms um über 100.000 Schilling.
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