Katholikentag: Rieseninteresse an Schüller

Nicht nur der Medienrummel stellte Helmut Schüllers Pfarrerinitiative in den Mittelpunkt des Mannheimer Katholikentages. Auch das "Fußvolk" der Kirche war dankbar für jedes Wort, das da mit österreichischem Akzent das nüchterne Kirchenschiff der Johanniskirche erfüllte. Ihre Reaktionen sind eindeutig: Er redet ihnen, die von ihren kirchlichen Würdenträgern frustriert sind, aus der Seele.
Applaus gab es für Schüllers Auftritt bei einer Diskussion Samstagnachmittag, wo er Fragen zur Pfarrerinitiative beantwortete - Applaus bei der Feststellung, dass die Reformen nicht nur nicht vorankommen, sondern seit Jahren bereits rückabgewickelt werden. Applaus sogar, als das Publikum fragt, warum sich die deutschen Pfarrer nicht einfach der österreichischen Initiative anschließen?
Applaus, als er eine deutlichere Sprache fordert. Anfangs habe die Pfarrerinitiative noch im "Synodalsprech" zu viel Rücksicht genommen und "gewünscht" und "gewollt". Heute kündigten sie an, "was sie tun werden" und "was sie erwarten". "Wir haben das Recht, Dinge zu sagen, und müssen uns nicht ständig erklären."
Das gelte auch für die Pfarrgemeinderäte. "Diese Gruppe muss sich endlich in ihre eigenen Angelegenheiten einmischen. Die meisten verharren in der Frage, was aus ihnen wird, statt selber zu sagen, was sie wollen."
Den Bischöfen müsse man direkt und deutlich sagen, was man von ihnen erwarte, und solle es nicht beim Small Talk belassen. Außerdem rät er: "Ein Brief, der geschrieben ist, ist auch dann, wenn er nicht gelesen wird, in der Welt."
Und abermals Applaus, als Schüller aufruft, die Kirche nicht zu verlassen "und sie nicht in den Händen derer zu lassen, bei denen sie nicht gut aufgehoben ist!"
Dann bestätigte er, dass von den wenigen jungen Geistlichen viele sehr konservativ seien und mit der Weltkirchenleitung "besser können". So erwartet Schüller angesichts des wachsenden Priestermangels "eine kuriose Situation": Einerseits werde es immer mehr Großpfarreien geben, an deren Spitze nur ein Pfarrer stehe, der glaube, er sei die Kirche. Andererseits werde das Gemeindeleben immer mehr von Laien - Schüller nennt sie "Getaufte" - gestaltet. "Wie soll denn das gehen?"
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