Karzai-Verbündeter bei Anschlag getötet

Erneuter Rückschlag für die Aussöhnung in Afghanistan: Ein Selbstmordattentäter hat am Samstag bei einem Anschlag auf eine Hochzeitsgesellschaft im Norden des Landes 23 Menschen mit in den Tod gerissen. Unter den Toten des Angriffs in der Provinzhauptstadt Aibak ist der mächtige Milizenchef und Abgeordnete Ahmed Khan Samangani.
Die Eheschließung seiner Tochter hatte zum Zeitpunkt der Explosion noch nicht stattgefunden. Braut und Bräutigam seien aber unverletzt geblieben, sagte ein Sprecher des Gouverneurs der Provinz Samangan am Sonntag.
Auch der Geheimdienstchef der Provinz sowie mehrere Offiziere von Polizei und Armee seien ums Leben gekommen, sagte ein Polizeisprecher am Samstag. Etwa 60 weitere Menschen seien verletzt worden. Die Provinz Samangan gehört zum Einsatzgebiet der Bundeswehr und gilt eigentlich als relativ friedlich. Die radikal-islamischen Taliban wiesen jegliche Verantwortung für die Tat zurück.
Keine Personenkontrollen
Der Anschlag ereignete sich in einer Festhalle, wo sich mehrere Hundert Menschen anlässlich der Hochzeit von Samanganis Tochter versammelt hatten. Nach Polizeiangaben zündete der Täter seine Sprengstoffweste in unmittelbarer Nähe des Brautvaters, als dieser die Gäste begrüßte. Der Angreifer habe unerkannt in die Halle eindringen können, da Samangani aus Respekt vor den Hochzeitsgästen auf Personenkontrollen am Eingang verzichtet habe, hieß es weiter. "Da sind überall Körperteile und Blut im Hochzeitssaal", beschrieb ein Gast die Situation nach dem Anschlag im Kurznachrichtendienst Twitter.
Ahmed Khan Samangani gehörte zu den einflussreichsten Vertretern der usbekischen Minderheit in Afghanistan. In den 1980er Jahren kämpfte er als Kommandant der Mujaheddin gegen die sowjetische Besatzung. Später wandte er sich auch gegen die Herrschaft der Taliban. Samangani wurde Ende 2010 ins Parlament von Kabul gewählt und galt als enger Verbündeter von Staatspräsident Hamid Karzai.
Taliban weisen Verantwortung zurück
In einer Erklärung Karzais heißt es, "Feinde Afghanistans" hätten einen Mann ins Visier genommen, der eine entscheidende Rolle bei der nationalen Versöhnung in Afghanistan gespielt habe. Eine von Karzai berufene Untersuchungskommission nahm am Sonntag ihre Arbeit auf.
Die Taliban wiesen jede Verantwortung für die Tat zurück. Nach ihrer Darstellung könnten persönliche Feinde oder politische Gegner hinter dem Anschlag stecken. "Ahmed Khan war eine einflussreiche Person im Norden (Afghanistans) und hatte zweifellos Feinde", sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mujahid.
Bei einem Anschlag in der Nachbarprovinz Baghlan kam unterdessen der Minister für Hochschulangelegenheiten, Obaidullah Obaid, mit dem Schrecken davon. Wie die Polizei mitteilte, explodierte am Sonntag neben dem Konvoi des Politikers ein Sprengsatz. Zwei Polizisten seien verletzt worden. Obaid sei nicht zu Schaden gekommen.
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