Kanada: Leichenteile an Schulen verschickt

Ein Schild aus Stein markiert den Junior School Campus der St. George's School, gegründet 1930.
Ein 29-jähriger Pornodarsteller aus Kanada soll seinen Freund ermordet und Leichenteile verschickt haben.

Das Päckchen, das an eine Volksschule in Vancouver adressiert war, enthielt eine Hand. Wenig später wurde in einer anderen Schule ein Fuß gefunden. Die kanadischen Ermittler sprechen von "verstörenden Vorfällen" und schlossen am Dienstag die Schulen, um die Spurensicherung nicht zu behindern. Am Mittwoch machte ein Passant in Montreal einen weiteren grausigen Fund: Er entdeckte einen Fuß auf einer Straße im Viertel Notre-Dame-de-Grace.

Die große Frage: Hat der 29-jährige Pornodarsteller Luka Rocco Magnotta weitere Male gemordet oder gibt es Nachahmungstäter? Denn die erste Leiche gilt als komplett.

In Kanada wird Magnotta als "Schlächter von Montreal" bezeichnet. Er soll seinen 33-jährigen chinesischen Freund ermordet, zerstückelt und womöglich auch zum Teil gegessen haben. Leichenteile des Studenten verschickte er in Koffern an die konservative und an die liberale Partei in Ottawa. Den Mord an Jun Lin hat er gefilmt. Darauf sei zu erkennen, wie der Verdächtige Körperteile verspeist, sagt die Polizei. Die Huffington Post, der das zehn Minuten lange Video zugespielt wurde, erklärte, die Bilder seien zu grausam, um sie zu zeigen.

Magnotta sitzt seit Dienstag in Auslieferungshaft in Berlin. Am Montag war er von einem Trafikanten in einem Internet-Café in Berlin-Neukölln erkannt worden. Der Verdächtige hatte die Berichte über sich selbst gelesen und dazu die Fahndungsfotos betrachtet. Kadir Anlayisli erkannte Magnotta und rief sofort die Polizei. Interpol hatte ihn noch in Paris vermutet.

Model und Callboy

Ein Mann steht vor einem „Internet-Cafe Spätkauf“ mit Mobilfunkanbietern im Fenster.

Magnotta kam als Eric Clinton Newman in Scarborough in Ontario auf die Welt. Bei seinen Schulkameraden hinterließ er keinen bleibenden Eindruck. 2004 geriet der damals 22-Jährige das erste Mal mit dem Gesetz in Konflikt. Er hatte mit der Kreditkarte einer Frau 16.500 kanadische Dollar (12.777 €) ausgegeben und wurde wegen Betrugs zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

Ungefähr zu dieser Zeit begann er als Pornodarsteller, Model und Callboy zu arbeiten. Er änderte seinen Namen auf Magnotta und trat auch unter den Pseudonymen Vladimir Romanow oder Mattia Del Santo auf. Unter dem Pseudonym Angel arbeitete er in einer Schwulenbar in Toronto als Stricher und Stripper. Seine Kunden suchte er im Internet. Gleichzeitig wollte er unter einem anderen Profil eine Beziehung finden.

Wie James Dean

Angeblich wollte er wie James Dean aussehen und unterzog sich deshalb mehreren Schönheitsoperationen. Dabei wurde er eine lokale Größe und tat alles, um berühmt zu werden. So soll er Gerüchte lanciert haben, dass er der Geliebte der kanadischen Serienmörderin Karla Homolak sei. In Interviews beschwerte er sich dann über diese "Schmutzkübelkampagne", die sein Leben zerstören würde. Dann gab er Interviews darüber, welche Freiheit ihm das Leben als Callboy gibt.

Heute schreiben Zeitungen über den pathologischen Narzissmus des mutmaßlichen Mörders. "Es schien, als würde ihm die Aufmerksamkeit ein bizarres Vergnügen bereiten."

2010 und 2011 geriet Magnotta in Verdacht, Videos ins Netz gestellt zu haben, in denen er Katzen quält und tötet. Wieder gab er Interviews. Reportern der Sunsoll er per eMail angekündigt haben: "In naher Zukunft werden Sie wieder von mir hören. Dann werden die Opfer aber keine kleinen Tiere mehr sein."

 

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