Kampusch: Justiz-Entscheid nächste Woche

Countdown in der Affäre
Kampusch. Kommende Woche wird das Justizministerium bekannt geben, ob der Wiener Oberstaatsanwalt Werner Pleischl und vier Kollegen wegen Amtsmissbrauchs vor Gericht gestellt werden oder ob das Verfahren gegen sie eingestellt wird.
Es verdichten sich ganz massiv die Anzeichen, dass den hochrangigen Staatsanwälten ein Prozess erspart bleibt. Damit wäre der Entführungsfall Kampusch - wieder einmal - endgültig abgeschlossen.
Einzeltäter
Im August 2006 konnte sich Natascha Kampusch nach acht Jahren Gefangenschaft befreien. Ihr Entführer Wolfgang Priklopil verübte Selbstmord und wurde von der Justiz posthum als Einzeltäter eingeschätzt. Von Anfang an aber hielt sich eine Mehrtäter-Theorie, die von den beiden ehemaligen Höchstrichtern Ludwig Adamovic (Verfassungsgerichtshof) und Johann Rzeszut (Oberster Gerichtshof) genährt wurde.
Als Vorsitzender bzw. Mitglied der Kampusch-Evaluierungskommission zur Aufdeckung von Justiz- und Polizeipannen in dem Fall warfen sie
Pleischl und dessen vier Kollegen vor, bei den Ermittlungen etwas vertuscht zu haben. Das führte, wie berichtet, zu einem Ermittlungsverfahren gegen Pleischl und Co. im Landesgericht Innsbruck, das ausgewählt wurde, um keinen Eindruck von Befangenheit aufkommen zu lassen. In den vergangenen Wochen haben die FPÖ und das BZÖ eine Serie von parlamentarischen Anfragen an Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) zur Affäre Kampusch losgelassen. Zum Teil gespickt mit Auskunftsbegehren, die das Opfer bis in intimste Details - etwa das Einsetzen ihrer Menstruation - bloßstellen.
Es wird auch ein Untersuchungsausschuss gefordert. Wenn es dabei um die Klärung der politischen Verantwortung geht, hat die Justizministerin nichts dagegen. "Die rechtliche und die politische Verantwortung werden leider oft vermischt", sagt Beatrix Karl zum KURIER: "Es ist nicht die Aufgabe des Staatsanwalts und der unabhängigen Gerichte, über einer politische Verantwortung zu urteilen."
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