"Kairo hat kein Interesse an Terror"

"Kairo hat kein Interesse an Terror"
Auch nach dem blutigen Terrorakt von ägyptischem Boden aus glaubt ein hoher israelischer Regierungsberater nicht an einen Bruch zwischen Israel und Ägypten.

Nach dem Terroranschlag vom Donnerstag mit acht getöteten Israelis und sieben erschossenen Angreifern fliegt Israels Luftwaffe Vergeltungsschläge im Gazastreifen. Von dort werden Raketen auf Südisrael gefeuert. Obwohl die Terroristen über Ägypten kamen, sieht ein hochrangiger Berater der israelischen Regierung, der anonym bleiben will, im KURIER-Gespräch keine Wende in den Beziehungen zu Kairo. Der Reserveoffizier ist Experte für die Hamas und die Entwicklung im Gazastreifen.

KURIER: Beendet der arabische Frühling in Kairo die Zusammenarbeit mit Israel?
Der Berater:
Auf keinen Fall. Es liegen keine Beweise vor, die auf eine Beteiligung ägyptischer Institutionen an dem Terrorakt schließen lassen oder dass diese auch nur ein Interesse daran haben könnten. Ich würde sogar so weit gehen und diese Feststellung auch auf die Hamas-Regierung in Gaza ausweiten.

Wer steckt dann dahinter?
Wir haben es mit einem verworrenen Knäuel vieler Splittergruppen zu tun - bis hin zu El-Kaida-Elementen und iranischen Agenten. Wann immer eine Gruppe pragmatischer wird, spalten sich radikalere Elemente von ihr ab. Zurzeit kommt es vor allem zur Bildung salafistischer Zellen (ultrakonservative Form des Islam, Anm.) . Sie wollen sich mit keiner nicht-muslimischen Präsenz in Nahost abfinden und Aufruhr stiften.

Was leichter zu gelingen scheint, seit Mubarak in Kairo im Käfig sitzt?
Kein Zweifel, auf der Sinai-Halbinsel ist ein Kontrollverlust der Zentralregierung zu verzeichnen. Bis hin zu wirklich anarchischen Verhältnissen mit Angriffen bewaffneter Beduinen auf Polizeistationen und Bomben gegen Gasleitungen. Diese Stämme schmuggeln nicht, sie führen regelrechte Transporte durch. Selbst Waffen werden offen in der Felswüste transportiert. Das ist aber keine Folge veränderter ägyptischer Interessen. Kairos Militärrat bemüht sich, die Anarchie zu bekämpfen. In den letzten Wochen verstärkt.


Sehen Sie die Hamas also nicht in einer Reihe mit den Salafisten und El Kaida?

Die Hamas verweigert weiter jede Anerkennung Israels.
Die Bewegung ist aber bereit, sich mit der Anwesenheit Israels indirekt abzufinden. Im Gegenzug zu einer Waffenruhe, die zeitlich begrenzt ist und auch verlängert werden kann, signalisiert die Hamas Bereitschaft, Ruhe an den Grenzen zu wahren. Im Gegensatz zu den Salafisten sieht sich die Hamas in einer Verantwortung für die eigene, palästinensische Gesellschaft.

Hat die Hamas Interesse daran, die geplante Ausrufung eines Staates Palästina vor der UNO zu stören?
Warum sollte sie? Sie gehen wie viele in Israel - und auch in der PLO - davon aus, dass diese Maßnahme letztlich folgenlos verlaufen wird. Die Hamas kann in Ruhe abwarten und sich ihren Kurs bestätigen lassen: Verhandlungen haben keinen Zweck. Sie ziehen es vor, ihre Herrschaft in Gaza zu festigen - und dafür brauchen auch sie Ruhe.

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