Jungstar aus Florenz bringt frischen Wind

Jungstar aus Florenz bringt frischen Wind
Der 37-jährige Matteo Renzi mischt Italiens Politik auf. Der Bürgermeister von Florenz will Regierungschef werden.

Als Enfant terrible, Popstar, Tsunami oder "rottamatore" (Verschrotter) wird Matteo Renzi bezeichnet. Der 37-jährige Bürgermeister von Florenz gilt als Ausnahmeerscheinung auf der italienischen Politbühne, die seit Jahrzehnten von den gleichen Leuten bestimmt wird. Bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 2013 strebt Renzi selbstbewusst das Amt des Regierungschefs an.

Vorher muss er allerdings noch einige Hürden nehmen: Die nächste wartet am 25. November bei den Vorwahlen seiner linksliberalen Demokratischen Partei ( PD), der zweitstärksten Koalitionspartei. Renzi tritt dabei gegen seinen Parteichef, den 61-jährigen Pier Luigi Bersani, an. Auf seiner Vorwahlkampf-Tour legte er in seinem Camper mit dem blauen "Adesso!"-Logo und roter Matteo-Renzi-Aufschrift bereits 11.000 Kilometer quer durch das Land zurück.

Generationenwechsel

Am liebsten würde er sofort einen Generationswechsel durchsetzen. Die unbeliebte alte Politikerkaste, auch die im eigenen Lager, ist laut Renzi längst reif für den Schrotthaufen: "Schicken wir alle nach Hause, die Italien bisher regiert haben." Sie seien verantwortlich für Stagnation, Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit, besonders unter Jungen.

In Rom hat bereits ein Köpferollen begonnen. Ex-PD-Chef Walter Veltroni hat überraschend erklärt, nicht mehr zu kandidieren. Auch der frühere Ministerpräsident und einflussreiche PD-Politiker Massimo D’Alema könnte nach einem Vierteljahrhundert seine Parlamentarierkarriere beenden. Er hält sich jedoch eine Hintertür offen: Sollte es die Partei wünschen, werde er nochmals antreten.

Einfach und klar Renzis Fans beschreiben den Florentiner als "mutig und bodenständig". Er spreche eine einfache, klare Sprache, die jeder versteht. "Er geht die Probleme unserer Generation als einer von uns an, und nicht aus der Sicht eines Vaters oder Großvaters", lobt seine Unterstützerin, die Autorin und Fiat-Ingenieurin Cristiana Alicata.

Renzi könnte auch im rechten Lager kräftig nach Wählerstimmen fischen. Denn von ideologischen Grenzen, wie sie Italiens Linke in der Vergangenheit gerne aufzog, hält Renzi nichts. Auffallend viele enttäuschte Wähler der angeschlagenen Berlusconi-Partei Volk der Freiheit ( PDL) verfolgen Renzis Auftritte. Nach den jüngsten Korruptionsskandalen des PDL in der Lombardei und Latium suchen sie nach einer Alternative.

Die Sparmaßnahmen der derzeitigen Technokraten-Regierung von Premier Monti bezeichnete Renzi wiederholt als "Kompass" seiner eigenen Linie. Dass Montis rigorose Pensions- und Arbeitsmarktreformen weit weg von sozialdemokratischen Standards sind, stört den Ex-Unternehmer nicht. Bersanis Einsatz für Arbeitnehmer ist für Renzi ohnehin "übertriebene Gewerkschaftspolitik".

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