Jünger des "Polit-Clowns" Grillo ziehen in Rathäuser ein

Die Politverdrossenheit ist auch in Bella Italia sehr groß: Bei den Kommunalwahlen in 100 italienischen Gemeinden erteilten die Wähler den alten Parteien eine Abfuhr. Die Verlierer sind die Mitte-rechts-Partei von Ex-Premier Berlusconi und Umberto Bossis Lega Nord. Als einer der Sieger ging die 2009 gegründete "Fünf Sterne"-Protestbewegung des Komikers Beppe Grillo hervor. Die "Grillini" eroberten fünf Bürgermeister-Posten, einen davon in Parma. Federico Pizzarotti zieht mit 61 Prozent der Stimmen ins Rathaus der norditalienischen Stadt ein.
Grillo, 63, feierte den Wahlerfolg auf für ihn typische Weise, indem er den Machtwechsel in Rom forderte. Über
Twitter rief er auf: "Nach Stalingrad müssen wir jetzt nach Berlin."
Kritiker bezeichnen Grillo als unseriösen "Polit-Clown", seine Fans sehen ihn als "Kommunikations-Guru". Unbestritten ist seine Stärke, via Internet mit populistischen Slogans zu mobilisieren. Wöchentlich besuchen eine Million Internet-Nutzer die Webseite www.beppegrillo.it
Der Genuese fährt eine heftige Anti-EU-Kampagne und fordert die Rückkehr zur Lira. Das italienische Parteiensystem bezeichnet er als "Geschwür der Demokratie". Sein Feind ist die korrupte Parlamentarier-Kaste. Seine Bewegung wird von freiwilligen Helfern unterstützt. Daher hat der Wahlkampf in Parma, so Grillo, nur 6000 Euro gekostet. Der Komiker fischt im Becken der Unzufriedenen. Dazu zählen viele enttäuschte, junge Leute.
Politologen vergleichen Grillos Symbole und Bildsprache mit dem frühen Berlusconi der 1990er-Jahre. Punkto Populismus habe er auch mit Bossi, der nach einem Korruptionsskandal vor dem politischen Aus steht, viel gemeinsam. Der Komiker ist gegen eine automatische Staatsbürgerschaft für in Italien geborene Kinder von Einwanderern.
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