Irland-Wahl: Der Sieg des Dichters

Der Intellektuelle Michael D. Higgins wird überraschend irischer Präsident. Er setzte sich gegen einen Ex-Terroristen und einen TV-Star durch.

Es war der bunteste und schmutzigste Präsidentschaftswahlkampf in der Geschichte Irlands - und er endete mit einer großen Überraschung. In den letzten Tagen vor der Wahl am vergangenen Donnerstag gelang es dem 70-jährigen Dichter und Ex-Kulturminister Michael D. Higgins noch, den in den Umfragen lange klar führenden Unternehmer und Fernsehshow-Juror Sean Gallagher zu überholen. An dritter Stelle landete Ex-IRA-Kämpfer Martin McGuinness.

Der Sieger stand wegen des komplizierten Wahlmodus' auf der Grünen Insel erst am Samstagnachmittag fest. "Ich freue mich über die Unterstützung. Sie wird es mir möglich machen, ein Präsident für alle Iren zu sein", sagte Higgins. Mit dem linken Intellektuellen von der Labour-Partei steht erstmals seit 21 Jahren ein Mann an der Spitze des irischen Staates. Er tritt in große Fußstapfen: Seine beiden Vorgängerinnen, Mary Robinson und Mary McAleese, waren sehr beliebt.

Schlammschlacht

Der Wahlkampf mit insgesamt sieben Kandidaten war in der Endphase zu einer Schlammschlacht geworden. McGuinness wurde mit seiner blutigen IRA-Vergangenheit konfrontiert. Ex-Song-Contest-Gewinnerin "Dana" Rosemary Scallon wurde vorgeworfen, einen Sex-Missbrauchsfall in ihrer Familie vertuscht zu haben. Favorit Gallagher stolperte über seine Verbindungen zur Ex-Regierungspartei Fianna Fail. Sie wird von den Iren für die schwere Wirtschaftskrise in ihrem Land verantwortlich gemacht.

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