Irans Krieg gegen den Spaß

Westliches Spaßverständnis kann im Iran ganz schnell ins Gefängnis führen, vorausgesetzt man lebt es offen aus.

Als junge Frau, die nur eine Wochenendparty besuchen wollte, war die Iranerin, die den Weg in die internationalen Medien schaffte, losgezogen. Als Leichnam kam sie zu ihren Eltern zurück. Sie war aus dem sechsten Stock eines Wohnhauses in Mashhad gesprungen - aus Angst vor der Polizei. Seit dem August drangsalieren Sicherheitskräfte junge Iraner und Iranerinnen wieder ganz besonders arg. Genannt werden die Aktivitäten: Krieg gegen den Spaß. Und Spaß sollen die Menschen keinen haben, glauben die religiösen Fanatiker, die dem Spruch ihres Idols Ajatollah Khomeini - den nie jemand in der Öffentlichkeit hatte lächeln, gar lachen sehen - huldigen. Er postulierte, es dürfe "im Islam keine Witze, keinen Humor, keinen Spaß" geben.

Seit nunmehr 32 Jahren versuchen die Wächter von Khomeinis Revolution alles auszumerzen, was diesem Ernsthaftigkeitsprinzip widerspricht, wenn auch ohne Erfolg. So finden sich in schicken kleinen Länden im reichen Nordteheran offiziell verbotene CDs mit der neuesten Westmusik. Zwei Shops weiter kann man westliche Filme erstehen. An die Schaufenster gelehnt stehen junge Frauen mit dickem Make-up, denen das gesetzlich vorgeschriebene Kopftuch weit hinter den Haaransatz gerutscht ist.

Angst vor Folter

Partys der iranischen Oberschicht sind berüchtigt selbst bei wenig prüden Westlern, denn solche Mengen an - streng verbotenen, weil tatsächlich unislamischen - harten Drinks und solch tiefe Dekolletees finden sich selbst in Paris kaum. Immer häufiger allerdings kommen ungebetene Gäste, so die Wohnung nicht schallisoliert ist. Eines der Delikte, die die Moralpolizei den jungen Menschen vorwirft: dass sich Burschen und Mädchen treffen. Werden sie erwischt, springen immer mehr junge Menschen aus Angst vor Verhaftung und Folter vor den Augen der Polizisten in den Tod.

Auch rund 3000 junge Leute, die sich - ganz unpolitisch - mittels neuer Medien in einem Teheraner Park zum eher kindischen Kampf mit der Wasserpistole verabredeten, bekamen es mit der Polizei zu tun. Denn Spaß ist "unislamisch", besonders, wenn er den Frauen den Übermantel öffnet und das Kopftuch verrutschen lässt.

Hossein Sajednia, Polizeichef der 14-Millionen-Metropole Teheran, ließ wissen, die "Gesetzesbrecher" würden für Zweierlei verurteilt: Sie hätten gegen die islamischen Werte verstoßen und sie hätten die gesellschaftliche Ordnung gestört. Schließlich waren in dem Park "respektable Familien, die mit der Situation unglücklich" gewesen seien. Die armen Massen werden dem Mann sicher recht geben - im bettelarmen Süden Teherans sucht man lachende Menschen tatsächlich vergeblich.

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