Insider packt aus: 1,5 Mio für weitere Zeitungen

Insider packt aus: 1,5 Mio für weitere Zeitungen
Immer mehr interne Dokumente aus dem ÖBB-Archiv sorgen für zusätzliche Brisanz in der Inseraten-Affäre rund um Bundeskanzler Werner Faymann.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dieser delikaten Causa wegen des Verdachts auf Amtsmissbrauch und Untreue. 2007 wirkte Faymann noch als Infrastrukturminister. Nun liegt nicht nur ein 500.000-Euro-Auftrag für die Kronenzeitung vor.

Laut einer weiteren schriftlichen Unterlage aus dem ÖBB-Konzern, die dem KURIER vorliegt, dürften über das Faymann'sche Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) auch weitere, für Medien lukrative Geschäfte gelaufen sein. Der zuständige ÖBB-Manager notierte jedenfalls am 10. September 2007 schriftlich:
"Antrag an den Vorstand der ÖBB-Holding AG.
Betreff: Medienkooperationen über das BMVIT.
Folgende Kosten fallen an:
Heute € 335.100,--
Vorarlberger Nachrichten €188.640,---
Kleine Zeitung € 117.673,--
News € 155.000,--
Live - Heute € 157.000,--
Österreich € 470.266,66,--

Ausgewählte Medien

Insider packt aus: 1,5 Mio für weitere Zeitungen

Diese 1,5-Millionen-Transaktion (siehe Faksimile) ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Einerseits belegt die Urkunde die Mitwirkung von Faymanns Ministerium an den Millionenaufträgen. Andererseits fällt auf, dass knapp zwei Drittel vom 1,5-Millionen-Euro-Kuchen der ÖBB an besonders Faymann-freundliche Medien gingen - an die Boulevardblätter Österreich und Heute. Das nährt den Verdacht, Werner Faymann habe als Infrastrukturminister und ÖBB-Eigentümervertreter ausgewählte Medien über das Vehikel ÖBB mit Inseraten bedacht.

Werner Faymann, der seit Dezember 2008 als Bundeskanzler amtiert, dementiert jegliche Einflussnahme auf die ÖBB vehement: "Das ist Unsinn."

Ein hochrangiger Bahnmanager hingegen behauptet, dass sowohl Werner Faymann als auch sein damaliger Kabinettschef im Verkehrsministerium, der heutige Medienstaatssekretär und Faymann-Vertraute Josef Ostermayer, Einfluss genommen hätten.

Zu solchen Details, mit denen der KURIER den Kanzler am Donnerstag am frühen Abend konfrontieren und ausführlich befragen wollte, gab es vom Faymann-Sprecher allerdings keine konkrete Auskunft. Er verwies lediglich auf eine Aussendung. "Es gibt eine schriftliche Stellungnahme dazu", erklärte er.

Pikante Details

Der ehemalige ÖBB-Manager verrät gegenüber dem KURIER jedenfalls brisante Details aus seiner Vergangenheit: "Da sind manchmal Mails gekommen, in denen es geheißen hat: 'Laut Absprache mit Herrn Ostermayer benötigen wir ein Inserat.' Das waren mal kleine Beträge, mal ging es um enorme Summen, um 250.000, um 500.000 Euro."

Ein weiteres Beispiel, das der ÖBB-Insider nun öffentlich macht: "Da hat dann ein Boulevard-Medium angerufen und gesagt: 'Geh', schickt's uns Anzeigen!' All das belastete das ÖBB-Budget, weshalb andere geplante Projekte liegen geblieben sind."

Auch die Gratiszeitung Heute habe sich der ÖBB-Gunst sicher sein dürfen. Der Informant behauptet: "Da gab es ebenfalls ganze Strecken mit Inseraten. Da gab es dann redaktionelle Gegengeschäfte." Diese Verteil-Aktionen seien jedenfalls geschickt getarnt worden. "Es wurde alles über die hauseigenen Werbeagenturen gebucht, Angebote wurden geprüft und dann akzeptiert. Es wurde somit ein astreines Konstrukt für den Rechnungshof geschaffen."

Freundliche Berichte

Für die Bundesbahnen selbst waren die Geschäfte offenbar nicht immer so zuträglich. Die Image-Werbung kam wohl eher Werner Faymann zugute. Der Manager sagt zum KURIER: "Da fragte dann der Ombudsmann den Herrn Faymann, wie er dieses und jenes Problem lösen würde. Ich habe immer gesagt, ich will mir keine Berichterstattung kaufen. Aber auf das ist es letztlich hinausgelaufen. Aber es war nicht unsere Berichterstattung, auf die ÖBB hat man nämlich weiter hingeprügelt. Über die Politiker hat man dafür freundlicher berichtet."

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