Zentralmatura: "Literatur kommt zu kurz"
Ab Mai wird die neue, schriftliche Zentralmatura umgesetzt – und der Gegenwind mehrt sich: So beklagen nun nicht nur Deutschlehrer und Autoren, dass Literatur im Deutschunterricht zu kurz komme, sondern auch Volksanwalt Peter Fichtenbauer von der FPÖ. Er hat sich deshalb nun an Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ gewendet.
Readers-Digest-Niveau
Dass von sechs Aufgaben nur eine dem Thema Literatur gewidmet sei, stößt ihm sauer auf. „Das ist ein Abstieg auf Readers Digest-Wissen“, beklagt er im Ö1-Morgenjournal. Man müsse als Schüler nicht mehr ganze Bücher lesen, es reiche, Überblickswissen zu haben. Auch der verstärkte Fokus auf Alltagstexte kritisiert er: Dass die Schüler Gebrauchsanweisungen des neuesten iPhones lesen können, sei jedenfalls nicht der Standpunkt der Volksanwaltschaft, meint Fichtenbauer.
Er hat deshalb schon vor Wochen Briefe an Unterrichtsministerin Gabriele Heinisch-Hosek geschrieben – die wiederum kann seine Kritik nicht nachvollziehen. Schließlich sei durch die Zentralmatura erstmals eine Literaturaufgabe Pflicht, steht in ihrer Antwort an den Volksanwalt. Fichtenbauer wiederum meint, dass bei der alten Matura Literaturfragen zwar nicht Pflicht, aber gängige Praxis gewesen seien – und sie hätten deutlich mehr Tiefe gehabt. Er fordert deshalb eine verbindliche Literaturliste für alle.
Vorbereitungsstunden
Dass mit der neuen Zentralmatura auch die Anzahl der Vorbereitungsstunden für die mündliche Matura gekürzt werden soll, erregt ebenfalls die Gemüter. Statt vier Vorbereitungsstunden pro Wochenstunde im jeweiligen Fach - also bis zu 20 - sollen in Zukunft insgesamt nur mehr vier Stunden pro Fach angeboten werden. Vertreter von Lehrer-, Eltern-, und Schülerseite üben Kritik an der Kürzung, auch die NEOS wollen dies wieder rückgängig gemacht sehen. In der Vergangenheit seien die Stunden nicht voll ausgeschöpft worden, meint hingegen das Bildungsministerium.
Debatte um Kontrollpflicht
Direktoren und Lehrergewerkschaft wehren sich darüber hinaus gegen die Übernahme der Kontrollpflicht der Aufgaben bei der Zentralmatura: Um Pannen wie bei der Generalprobe im Vorjahr zu vermeiden, als an einigen AHS wegen fehlender Testteile die Mathematik-Klausur unterbrochen werden musste, sollen künftig die Schulen die angelieferten Aufgabenpakete auf Vollständigkeit kontrollieren.
"Das Ministerium möchte durch dieses Vorgehen schon im Vorfeld klarstellen, wer der Sündenbock bei etwaigen Pannen ist: nämlich der Direktor und die Lehrer", kritisiert Eckehard Quin (FCG), Vorsitzender der AHS-Gewerkschaft, im APA-Gespräch. "Das ist völlig inakzeptabel!" Der geplanten Regelung zufolge sollen der Schulleiter und drei Lehrer die Aufgabenhefte für die schriftliche Zentralmatura, bei der ab 2015 an allen AHS die Maturanten am selben Tag idente Klausuren bekommen, auf Vollständigkeit und Fehldrucke kontrollieren.
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