Kurz bleibt klarer Favorit, Kern holt minimal auf

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KURIER-OGM-Umfrage: ÖVP-Chef Kurz festigt seine Führung, das Rennen um Platz zwei und drei bleibt völlig offen. Viel hängt jetzt von den TV-Debatten ab.

Heute Abend treffen die Spitzenkandidaten aller im Parlament vertretenen Parteien sowie der Ex-Grüne Peter Pilz aufeinander. Der Privatsender Puls4 bringt die einzige echte "Elefantenrunde", der ORF hat Pilz die Teilnahme an seiner letzten großen Diskussionsrunde drei Tage vor der Wahl untersagt.

Die Ausgangslage ist relativ eindeutig: Sebastian Kurz führt, er bleibt der klare Favorit für den 15. Oktober. Auch in der aktuellen KURIER-OGM-Umfrage liegt er bei 33 Prozent und damit sieben bis acht Prozentpunkte vor seinen Konkurrenten SPÖ-Chef Christian Kern und FPÖ-Frontmann Heinz-Christian Strache. Auch in der Kanzlerdirektfrage führt der ÖVP-Chef und Außenminister vor Amtsinhaber Kern.

Kurz bleibt klarer Favorit, Kern holt minimal auf
Grafik, FOTOS Sebastian Kurz: Gilbert Novy 20.06.2014 46-62897490 Christian Kern: APA/Helmut Fohringer 06.03.2015 46-68723206 Heinz-Christian Strache: Reuters/Leonhard Foeger 15.05.2017 46-98374457 Ulrike Lunacek: APA/Georg Hochmuth 26.03.2014 46-60891342 Matthias Strolz: NEOS/OTS 21.08.2013 46-57107476 Peter Pilz: APA/Hans Punz 14.07.2017 46-100917555

Der Bundeskanzler konnte im Vergleich zur OGM-Umfrage von Anfang September einen Prozentpunkt aufholen und kommt jetzt auf 26 Prozent.

Ein Plus, ein Minus

Weil Kerns Zugewinn jedoch in der Schwankungsbreite liegt, sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer betont vorsichtig: "Kern und die SPÖ scheinen sich zu festigen."

Auch umgekehrt gilt: Kerns kleines Minus von einem Prozentpunkt in der Kanzler-Direktfrage will Bachmayer "nicht überbewerten", könnte aber seinem einigermaßen holprigen Wahlkampf geschuldet sein.

Interessant ist der Parteienvergleich bei dieser Kanzler-Direktfrage: 90 Prozent der SPÖ-Wähler würden Christian Kern als Kanzler direkt wählen, hingegen nur fünf Prozent der FPÖ-Anhänger und überhaupt nur drei Prozent der ÖVP-Wähler.

Spiegelbildlich ist es bei Sebastian Kurz. 87 Prozent der deklarierten ÖVP-Wähler wollen ihn als nächsten Kanzler sehen beziehungsweise würden ihn direkt wählen, so das möglich wäre – aber nur sechs Prozent der SPÖ-Wähler. Bei den Freiheitlichen kommt Kurz bei der Kanzler-Direktfrage immerhin auf zwölf Prozent (Strache auf 75 Prozent).

TV entscheidet Wahl

Alles hänge jetzt von der TV-Performance der Kandidaten ab. Sebastian Kurz habe bisher eine Art "Nicht-Wahlkampf" geführt, sich also sehr zurückgehalten und "die anderen die Fehler machen lassen", sagt der Meinungsprofi. Kurz werde die Wahl gewinnen, "wenn er jetzt im Fernsehen keine Fehler" macht, ist Bachmayer überzeugt. Aber: "Da muss sich Kurz sozusagen erst beweisen. Kern ist im TV souverän und hat alle Facetten drauf – von der Empathie bis zum Tritt gegen das Schienbein. Strache kennt man schon viel länger, ein gewisser Überraschungseffekt ist noch, dass er jetzt den Staatsmann mimt."

Bei den Kleinparteien liegen die Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek und Neos-Chef Matthias Strolz weiterhin konstant bei fünf Prozent, nur Peter Pilz verliert in der neuen Umfrage leicht auf vier Prozent (auch das liegt aber innerhalb der Schwankungsbreite von +/–3,5 Prozent). Der scharfzüngige Ex-Grüne könnte in der Elefantenrunde wieder Terrain gutmachen. Bachmayer: "Da ist Luft nach oben und nach unten. Überhaupt gilt für die Kleinparteien: Das oberste Gebot ist jetzt die Wählerfestigung."

Hohe Beteiligung

Die Wahlbeteiligung prognostiziert der Experte aktuell mit 70 bis 72 Prozent (bei der Nationalratswahl 2013 lag sie bei 74,9 Prozent). So viele Österreicher wollen am 15. Oktober laut Umfrage "sehr sicher" wählen gehen. Die Frage, wie viele Unentschlossene es noch gibt, ist hingegen schwierig zu beantworten. Die Schätzungen schwanken enorm. Bachmayer sagt dazu: "85 Prozent jener, die sicher an der Wahl teilnehmen werden, haben sich fix oder weitgehend fix für eine Partei entschlossen. Das bedeutet, 15 Prozent sind noch unentschlossen und daher noch beweglich."

Interessant: Die wichtigsten Informationsquellen nach dem Fernsehen sind weiterhin die Tageszeitungen – weit vor Internet und Social Media.

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