Tiroler FPÖ löschte nach Kritik Social-Media-Videos

TIROL-LANDTAGSWAHL: WAHLSCHLUSS: ABWERZGER (FPÖ)
Sollen nicht von "bedenklichen und fragwürdigen Gruppierungen und Personen" missbraucht werden. Neos orteten weitere problematische Fälle. Mattle attackierte Abwerzger

Nachdem ein Social-Media-Video von Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger, in dem dieser mit einer Pappkrone eines Fast-Food-Unternehmens auf dem Kopf zu sehen ist, wegen angeblich rassistischer Konnotation für Kritik gesorgt hatte, hat die Partei reagiert. Man entschloss sich "nach eingehender Prüfung" dazu, mehrere ins Schussfeld geratene Clips bzw. Kurzvideos auf Instagram und TikTok zu löschen bzw. aus dem Netz zu nehmen, hieß es in einer Mitteilung.

Man habe zudem beschlossen, dass in Hinkunft ein besseres Qualitätsmanagement installiert werde, sowie Gespräche mit der für die Kommentarverwaltung beauftragten externen Firma stattfinden würden, "um ungewollte Analogien bestmöglich zu vermeiden." "Wichtig ist, dass unsere produzierten Videos sicherlich nicht von bedenklichen und fragwürdigen Gruppierungen und Personen missbraucht oder instrumentalisiert werden sollen, wir sind uns unserer Verantwortung als politische Partei vollkommen bewusst", erklärte Landesparteigeneralsekretär Patrick Haslwanter.

Das Online-Medium "campus a" hatte berichtet, dass das Video mit Abwerzger auf dem Instagram-Account der Landespartei zu sehen gewesen war. Es spiele angeblich auf den "Burger King guy on plane" - ein 2021 viral gegangenes Video, das in der rechtsextremen Szene für Gewalt gegenüber schwarzen Menschen stehe - an, wurde kritisiert. Die Tiroler FPÖ betonte hingegen, dass das Video die Abschiebung illegaler Migranten thematisiere und "auf humoristische Weise den Namen des Schnellrestaurants, die Selbstdarstellung als 'König der Abschiebungen' sowie die programmatische Ausrichtung der Partei in Migrationsfragen" verbinde. Abwerzger selbst meinte auf das Original-Video mit den rassistischen Übergriffen angesprochen, davon keine Kenntnis gehabt zu haben. "Aber auch der Zusammenhang ist wirklich mehr als weit hergeholt". Es gehe darum, Junge auf ihrem Medium in ihrer Sprache zu erreichen": "Und da sind wir halt federführend. Ja, das Thema Abschiebungen ist immer polarisierend." SPÖ, ÖVP, Grüne und NEOS ritten hingegen scharfe Attacken auf den FPÖ-Landesparteichef.

Neos mit weiteren Angriffen, scharfe Mattle-Kritik

Besonders NEOS-Landessprecher und Nationalratsabgeordneter Dominik Oberhofer setzte seine Angriffe fort und sah in weiteren Videos von Abwerzger auf Social Media Anspielungen auf rechtsextreme Verschwörungstheorien und rechte Codes, wie er gegenüber mehreren Medien erklärte. Oberhofer verwies dabei etwa auf die fiktive "Vril"-Geheimgesellschaft. In einem Video sei Abwerzger der Hauptdarsteller gewesen, weil er einen Anruf des "Vril- Departement" entgegengenommen habe. Als problematisch angesehen wurden auch die zu den Videos zahlreich geposteten Kommentare auf Instagram und TikTok, die problematisch seien.

Am Dienstag stimmte dann auch ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle in den Chor der Kritiker ein. Mattle zeigte sich gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" von Abwerzger "enttäuscht, dass er sich vor diesen fragwürdigen Karren spannen lässt und solche extremen amerikanischen Methoden nach Tirol bringt." Mit dieser Art der Politik wolle Tirol aber nichts zu tun haben, meinte der Landeschef: "Anständige Bürgerinnen und Bürger denken sich bei den teils peinlichen Videos gar nicht viel. Die rechtsextreme und rassistische Szene wird dadurch aber gezielt angesprochen."

ÖVP-Landeschef machte zuletzt Spalt zu Landes-FPÖ auf

Der Landeshauptmann hatte die FPÖ vor der Landtagswahl im Jahr 2022 als möglichen Koalitionspartner ausgeschlossen und war daraufhin eine Koalition mit der SPÖ eingegangen. Im APA-Interview im vergangenen Jahr machte er hingegen einen Spalt auf und wollte sich im Hinblick auf die Landtagswahl nicht mehr festlegen. Stattdessen gab es Lob für den über Parteigrenzen hinweg durchaus angesehenen Abwerzger. Er sei mit diesem "immer wieder im Austausch", man verstehe sich gut, so Mattle: "Mit Markus Abwerzger kann man gut zusammenarbeiten."

Der 49-jährige Rechtsanwalt Abwerzger steht der Tiroler FPÖ bereits seit dem Jahr 2013 vor. Bei der letzten Wahl führte er sie mit 18,84 Prozent auf den zweiten Platz.

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